Shrinking Spaces! Zur aktuellen Lage der globalen Zivilgesellschaft

Salzburg, 23. Oktober 2020: Die Zivilgesellschaft steht unter Druck. Dieser Trend ist weltweit klar zu erkennen. Es ist von „Shrinking Spaces“ – von stetig kleiner werdenden Handlungspielräumen für die Zivilgesellschaft die Rede, und von „Closing Spaces“ - Gesellschaftsräume, die gänzlich schließen.

Südwind und seine Kooperationspartner Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg und das Paulo Freire Zentrum luden am 21.10.20 zu einer Gesprächsrunde mit ReferentInnen ein, die die aktuellen Entwicklungen von Zivilgesellschaft beobachten: Lara Wodtke, Referentin von Demokratie International von der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin und Robert Bichler, Kommunikationswissenschafter und bei Deeper Travel – Verein zur Förderung Globalen Lernens und Interkultureller Kommunikation. Im Rahmen der Buchvorstellung  „Shrinking Spaces - Mehr Raum für globale Zivilgesellschaft!“ gaben sie einen Einblick in die aktuelle Situation.

Das Buch gibt Beiträge der Entwicklungspolitischen Hochschulwochen und der Entwicklungstagung 2017 wieder. 20 Artikel können hier nachgelesen werden. Der Kampf um Gleichheit, um Menschenrechte wie um die Freiheit der Meinungsäußerung zieht sich in vielfältigen Bereichen durch: ob es sich um das Thema Bildung, das Recht auf Wasser, Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie oder auf Palmölplantagen handelt; zivilgesellschaftliche Initiativen in Haiti, Indien oder Mexiko engagieren sich für ihre Rechte. Doch die zunehmende soziale Ungleichheit fordert ein mutiges Gegensteuern durch Kritik und Organisation. AkteurInnen müssen ihre Interessen immer vehementer verteidigen, um sich Gehör zu verschaffen.

Ein Beispiel von globaler Ungleichheit zeigt sich im Zugang zur Digitalisierung. So ist die Möglichkeit für Zivilgesellschaft, sich über digitale Medien/Social Media auszutauschen und zu vernetzen im globalen Süden stark eingeschränkt. Der Zivilgesellschaft im globalen Norden hingegen stehen keine besonderen Hindernisse im Weg, so Bichler.

Es findet ein systematischer Abbau von Rechten,  Beteiligungsmöglichkeiten und Freiräumen für Zivilgesellschaft statt. Laut der CIVICUS Monitor-Karte leben nur 3% der Menschen auf der Welt in offenen Gesellschaften.  Nur 285 Mio. Menschen können ihre Rechte frei ausleben. Alle anderen leben in sogenannten restriktiven bzw. geschlossenen Gesellschaften, berichtet Wodtke.

Auch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und ihre Auswirkung auf die Zivilgesellschaft wurden thematisiert. Kontaktbeschränkungen und Coronaapps werden von vielen Autokraten und illiberalen Regimen als Vorwand ausgenutzt, um ihre Macht über die Pandemie hinaus weiter aus- und zivilgesellschaftliche Rechte abzubauen. 

Das Gespräch ist zum Nachhören verfügbar:
https://www.suedwind.at/news/detail/im-streit-um-raum-fuer-zivilgesellschaft/

Informationen zum Buch:  Franz Gmainer-Pranzl und Anita Rötzer (Hg.): Shrinking Spaces - Mehr Raum für globale Zivilgesellschaft! (Reihe Salzburger interdisziplinäre Diskurse, Hg. von Franz Gmainer-Pranzl). Bern: Peter Lang 2020. ISBN: 978-3-631-83606-4, DOI: https://doi.org/10.3726/b17612
Verkaufspreis € 75,00. Erscheint als print-Ausgabe und e-Book. https://www.peterlang.com/abstract/title/73543?rskey=Z0S9z9&result=7

Hintergrundinformationen: CIVICUS Monitor: https://monitor.civicus.org/

Rückfragehinweis:
Anita Rötzer, Regionalstellenleitung Salzburg, E-Mail: anita.roetzer@suedwind.at, Tel: +43 699 11145685
www.suedwind.at/salzburg/

Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit über 40 Jahren für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit, engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt. www.suedwind.at

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