COP27: NGO-Allianz fordert mehr Geld für Klimafinanzierung

Frau in der Bucht von Hann bei Dakar, Senegal
Frau in der Bucht von Hann bei Dakar, Senegal
Foto: Vincent Sufiyan

Allianz für Klimagerechtigkeit fordert Einhalten des 100-Milliarden-Versprechens und Verdopplung der Anpassungsmittel – Globaler Süden muss stärker unterstützt werden

Wien, 3. November 2022. Extreme Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen: Die Folgen der Klimakrise werden zunehmend bedrohlich und betreffen die Länder des Globalen Südens besonders stark. Dennoch sind die politischen Bemühungen für eine gerechte Klimafinanzierung viel zu gering, um die Pariser Ziele einzuhalten. Daher fordert die Allianz für Klimagerechtigkeit anlässlich der UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten ein neues Finanzierungspaket von der Staatengemeinschaft. „Die Politik muss die großen Lücken bei der Klimagerechtigkeit und der Klimafinanzierung rasch schließen. Gerade die Europäische Union und damit auch Österreich sind besonders gefordert, ihre finanziellen Hilfen auszuweiten. Wir können die weltweite Klimakrise nur gemeinsam bewältigen”, betont die  Plattform von 26 österreichischen Umwelt-, Entwicklungs- und sozialen Organisationen.

Insbesondere die Industrienationen müssten – wie schon lange versprochen – gemeinsam 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zur Klimafinanzierung beitragen, um ihre Verpflichtungen einzuhalten. Zusätzlich fordert die Allianz für Klimagerechtigkeit, dass die finanziellen Mittel für Anpassungsmaßnahmen verdoppelt werden. Neben verbindlichen Umsetzungsplänen braucht es zudem ein neues ambitioniertes Finanzziel ab dem Jahr 2025.

 

Verluste und Schäden sind für Millionen Menschen tägliche Realität

CARE weist auf die wachsende Bedrohung des Klimawandels für Ernährungssysteme im Globalen Süden hin. „Verluste und Schäden sind für Millionen Menschen in Kenia, im Südsudan bis hin zu Somalia tägliche Realität: Steigende Temperaturen, weniger Niederschläge, Dürren und Überschwemmungen schmälern landwirtschaftliche Erträge, unterbrechen die Lebensmittelversorgung und verursachen chronischen Hunger und Unterernährung“, berichtet Marlene Achoki, CARE-Klimaexpertin aus Kenia. Besonders betroffen seien Frauen und Mädchen, so die Expertin: „Der Erfolg der COP27 wird davon abhängen, ob die Anliegen Afrikas gehört und erfüllt werden. Afrika ist der am meisten gefährdete Kontinent der Welt, der am wenigsten zum Klimawandel beigetragen hat.“

Auch die österreichische Bundesregierung muss im Finanzrahmen der kommenden Jahre Mittel für Schäden und Verluste für ihre internationalen Partner vorsehen, fordert Martin Krenn von der KOO: „Es ist nun endlich Bewegung in die Verhandlungen über die finanzielle Unterstützung bei unwiederbringlichen Schäden und Verlusten durch die Klimakrise gekommen. Die EU muss die am stärksten betroffenen Staaten bei Unwetterkatastrophen verlässlich unterstützen, wie dies bereits eine Selbstverständlichkeit in unseren eigenen Ländern ist.”

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich fordert eine umfassende Klimapolitik und eine stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes. „Das Ziel dieser Klimakonferenz muss die Begrenzung der globalen Erhitzung auf 1,5 Grad sein, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. Dafür braucht es stärkere nationale Klimapläne und einen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Zugleich müssen wir den Schutz der Naturräume auf allen Ebenen stärker als Klimaschutz-Maßnahme verankern – denn sie sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise”, sagt WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner im Vorfeld der COP27. Besonders wichtig sei der Abbau aller umweltschädlichen Subventionen.

Für Südwind ist entscheidend, dass zusätzlich zur Unterstützung für erlittene Schäden und Verluste auch ein struktureller Wandel angestoßen wird: „Die Debatte darüber, wer zahlt, wird seit mehr als 30 Jahren aufgeschoben. Damit muss endlich Schluss sein: Die reichen Länder dürfen sich nicht länger vor der Verantwortung drücken! Gleichzeitig muss Klimagerechtigkeit die Grundlage für jedes politische Handeln bilden. Geld alleine kann ausbeuterische Wirtschaftspraktiken nicht ausgleichen“, sagt Joachim Raich, Südwind-Sprecher für Klimagerechtigkeit. Südwind fordert daher, dass Wirtschafts-, Entwicklungs- und Migrationspolitik im Einklang mit Menschenrechten, Klima- und Biodiversitätsschutz stehen und ein internationales Schutzsystem für Millionen Menschen, die schon heute aufgrund der Klimakrise ihr Zuhause verlassen müssen, aufgebaut wird.

Download: Forderungspapier der Allianz für Klimagerechtigkeit


Verfügbarkeiten der Expert*innen vor Ort:
Joachim Raich, Südwind, in Sharm el Sheikh von 12. bis 20. November, E-Mail: joachim.raich@suedwind.at
Thomas Zehetner, Klimasprecher WWF Österreich, in Sharm el Sheikh von 13. Bis 20. November, E-Mail: thomas.zehetner@wwf.at
Marlene Achoki, CARE Climate Justice Center Kenia, in Sharm el Sheikh von 5. bis 19. November, E-Mail: marlene.achoki@care.org