Bangkok, Thailand, am 7. August 2025. Es handelt sich um einen der größten Fälle von Unterschlagung von Abfindungszahlungen in der globalen Bekleidungsindustrie: Mehr als 900 ehemalige Arbeiter:innen von Body Fashion Thailand Limited, die vor fünf Jahren illegal aus zwei Fabriken in Nakhon Sawan und Samut Prakan entlassen wurden, haben mittlerweile Anspruch auf 6.5 Millionen Euro an ausstehenden Abfindungen, Löhnen und Boni plus Zinsen.
Trotz mehrerer thailändischer Gerichtsurteile zugunsten der Betroffenen weigert sich der Fabrikbesitzer Robert Ng (Ng Man Choong), ein internationaler Geschäftsmann und Eigentümer der österreichischen Huber Holding, seit Jahren zu zahlen. Die globalen Marken, die Unterwäsche von Body Fashion bezogen haben, darunter auch Huber, ziehen sich aus der Verantwortung.
Arbeiter:innen stehen vor dem Nichts: „Ich sehe keine Zukunft mehr für mich.“
„Ich habe keine Abfindung bekommen. Ich habe nicht einmal meinen Lohn für die letzten anderthalb Monate erhalten“, sagt die 48-jährige ehemalige Body Fashion-Arbeiterin Prasit Koedphithak. Sie arbeitete 22 Jahre lang bei Body Fashion, insgesamt schuldet Robert Ng ihr 711.541 Baht (18.977 Euro). „Seit ich entlassen wurde, habe ich keine Arbeit mehr gefunden. Ich musste mir Geld leihen und habe jetzt Schulden. Ich sehe keine Zukunft mehr für mich.“
„Ich habe dort 24 Jahre lang gearbeitet. Als die Fabrik geschlossen wurde, haben wir beide unsere Arbeit verloren und hatten im April noch keinen Lohn erhalten. Wir hatten keine Ersparnisse“, sagt die ehemalige Body Fashion-Arbeiterin Jaruwan Karak, 50 Jahre alt. Ihr werden insgesamt 807.036 Baht (21.524 Euro) geschuldet. Ihrem Mann schuldet Ng insgesamt 665.751 Baht (17.756 Euro). „Ich habe kein Geld, also habe ich mir von allen möglichen Leuten Geld geliehen, bis mir niemand mehr etwas leihen wollte. Ich musste mich an Kredithaie wenden. Mein Sohn wurde zweimal von der Universität verwiesen, weil er seine Studiengebühren nicht bezahlt hat. Unser Haus steht kurz vor der Zwangsvollstreckung. Der einzige Trost, der mich aufrecht hält, ist der Gedanke an meine Kinder und meine Eltern“, erzählt sie weiter.
Huber muss Konsequenzen für Robert Ng ziehen
Huber Holding, ein führendes österreichisches Unterwäscheunternehmen, hat während der Zeit des Lohndiebstahls Ware von Body Fashion bezogen. Der Eigentümer von Body Fashion, Robert Ng, ist nicht nur auch Eigentümer von Huber Holding, sondern gleichzeitig auch Geschäftsführer der Huber Holding GmbH sowie Vorstandsvorsitzender der Huber Holding AG. Huber Holding hat öffentlich erklärt, dass sich das Unternehmen nicht für die Situation verantwortlich fühlt.
„Wir fordern Herrn Ng als Eigentümer von Body Fashion und Huber Holding auf, den Arbeiter:innen unverzüglich den gesamten ausstehenden Lohn und die Abfindungen zu zahlen“, sagt Gertrude Klaffenböck von der österreichischen Menschenrechtsorganisation Südwind. „Es ist empörend, dass weder die Unternehmensleitung von Huber noch der Aufsichtsrat Verantwortung übernehmen oder Konsequenzen für Herrn Ng aus diesem Lohndiebstahl ziehen.“
Marken müssen Verantwortung übernehmen
Zahlreiche bekannte Marken und Einzelhändler arbeiten weiterhin mit Robert Ng zusammen. „In einer Branche, in der alle namhaften Marken und Einzelhändler sich zu ethischen Geschäftspraktiken bekennen, sollte jemand, der offen Millionen von Dollar von seinen Mitarbeitern stiehlt, zur Pariah werden“, sagt Scott Nova, Geschäftsführer des Worker Rights Consortium. „In den Augen von Amazon, Next, M&S und Nordstrom macht es einen offenbar zu einem begehrten Geschäftspartner. Die moralische Gleichgültigkeit dieser Unternehmen ist unglaublich.“
„Die unverantwortlichen Geschäftspraktiken von Ng haben nicht nur den Beschäftigten von Body Fashion geschadet, sondern stellen auch eine potenzielle Bedrohung für Tausende von Beschäftigten dar, die in seinem Bekleidungsimperium arbeiten. Wir werden weiterhin unser globales Netzwerk mobilisieren, um Rechenschaft einzufordern“, sagt Johnson Yeung, Koordinator bei der Clean Clothes Campaign.
Die globale Lieferkette für Bekleidung muss sich ändern
„Dies ist ein entscheidender Fall, um die globale Lieferkette für Bekleidung zur Verantwortung zu ziehen – eine Lieferkette, die ungestraft die schwächsten Arbeitnehmer ausbeutet und bewusst Rechtsräume sucht, in denen die Rechtsstaatlichkeit schwach ist und Arbeitnehmer den schlimmsten Formen von Missbrauch durch Unternehmen ausgesetzt sind“, sagt David Welsh, Landesdirektor des Solidarity Center in Thailand. „Marken wie Victoria’s Secret und Triumph International, die jahrzehntelang enorme Gewinne auf dem Rücken armer thailändischer Arbeiterinnen erzielt haben, können sich nicht hinter ihrer üblichen fadenscheinigen Behauptung verstecken, dass sie keine Verantwortung für das Verhalten in den Fabriken tragen, von denen sie ihre Waren beziehen. Die Hauptverantwortung liegt jedoch beim Eigentümer der Fabrik und CEO der Marke Huber, der weiterhin Millionen in der globalen Industrie verdient und dabei Gesetze ignoriert.“
Eine Übersicht über Robert Ng’s Textil-Imperium finden Sie hier.
Der Fall Body Fashion & Huber – Hintergrundinformationen
Fotos und Hintergrundinformationen zum Fall finden Sie hier.
Aufzeichnung der Pressekonferenz ist hier verfügbar.
Rückfragehinweis:
Stefanie Marek
Pressesprecherin Südwind
stefanie.marek@suedwind.at
+43 680 158 30 16