Faule Bananen: billig, giftig, unfair

Rekordverdächtig!
Die Banane ist rekordverdächtig – das gilt für ihre Beliebtheit genauso wie für die weltweiten Produktions- und Exportmengen. Weltmeisterin ist die gelbe Südfrucht aber auch bei Lohndumping und Pestizideinsatz. Bis die Banane in unsere Obstregale kommt, hat sie eine weite Reise hinter sich und ist auf eine Lieferkette angewiesen, die sich häufig durch Intransparenz, soziale und ökologische Missstände und Machtkonzentration von einigen wenigen Akteur:innen auszeichnet.
SÜDWIND setzt sich seit vielen Jahren für die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards im Handel mit tropischen Früchten ein.
Die Banane in Zahlen
- 13,7 Kilo Bananen werden pro Kopf und Jahr in Österreich konsumiert – das sind zwei Kilo mehr als noch 2015. Die Banane ist hinter dem Apfel das beliebteste Obst in Österreich.
- 31,5 Millionen Tonnen Bananen produzierte Indien im Jahr 2020 – exportiert hingegen nur knapp 21 Tausend Tonnen.
- 80 % der exportierten Bananen kommen von großen Plantagen, nur 20 % der bei uns erhältlichen Bananen stammen aus Kleinbetrieben.
- 5 Millionen Hektar Anbaufläche werden weltweit dem Bananenanbau gewidmet. Eine Fläche so groß wie Kroatien.
PREKÄRE ARBEIT UND DISKRIMINIERUNG
Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, die zum Großteil die Bananen für den europäischen Markt produzieren, sind alles andere als gerecht.
Gesetzlich festgelegte Mindestlöhne reichen häufig nicht aus, um die grundlegendsten Bedürfnisse, wie Nahrung, Wohnen, Gesundheit und Bildung, zu gewährleisten. Viele Arbeiter:innen leben von der Hand in den Mund und haben keinerlei Ersparnisse für Notfälle.
Befeuert wird diese prekäre Situation zusätzlich durch unter- oder sogar unbezahlte Überstunden, die den Mindestlohn noch weiter unterlaufen. Gewerkschaftliche Zusammenschlüsse könnten sich gegen solche Praktiken besser zur Wehr setzen, werden aber von Arbeitgeber:innen-Seite häufig unterdrückt. Berichte aus Ecuador etwa zeigen, dass auf Versuche des Zusammenschlusses von Arbeitnehmer:innen mit Verfolgungen, Drohungen und Entlassungen reagiert wird.
Frauen sind besonders häufig von diskriminierenden Praktiken betroffen, darunter sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Entlassungen aufgrund von Schwangerschaften sowie mangelhafter Schutz vor und nach der Geburt eines Kindes. Zusätzlich sind schwangere Frauen und stillende Mütter durch den intensiven Einsatz von Chemikalien einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt, das auch (ungeborene) Kinder beeinträchtigen kann.
Gefährliche Auswirkungen auf Mensch und Natur
Gerade der Einsatz von Agrochemikalien ist in der Bananenindustrie äußerst hoch. Die meist auf intensivlandwirtschaftlichen Monokulturen angebauten Exportbananen, werden immer anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, die mit hochgiftigen Pestiziden behandelt werden. Arbeiter:innen auf den Plantagen sind diesen Stoffen oft ohne adäquate Schutzkleidung ausgeliefert. Die Betroffenen leiden unter Hautausschlägen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In einer Studie von 2017 konnte auch ein erheblich erhöhtes Krebsrisiko festgestellt werden.
Auch die Umwelt leidet unter der Chemikalienlast. Die Pestizide sickern in den Boden und das Grundwasser und verseuchen weitere Teile der Regionen. Hinzu kommt ein enormer Flächen- und damit Biodiversitätsverlust durch die Bananenplantagen. Alleine die jährlich nach Österreich importierten Bananen haben einen Flächenverbrauch von 6.931 Hektar Land. Für den weltweiten Bedarf werden sogar 5 Millionen Hektar Anbaufläche benötigt, was einer Fläche von der Größe Kroatiens entspricht.
Ungleiche Machtkonzentration und Preisdruck
Während die weltweite Produktion von Bananen zum Großteil in Kleinbetrieben stattfindet und vorrangig dem Eigenkonsum dient, stammen nur rund 20% der Exportbananen aus eben solchen kleinen Betrieben.


Große Plantagen sind aufgrund der geringeren Stückkosten pro produzierter Banane klar im Vorteil. Moderne Technik, geringere Verpackungs- und Transportkosten sowie die einfachere Möglichkeit zur Einhaltung von internationalen Produktanforderungen machen es den Großbetrieben möglich, sich durchzusetzen. Ein weiterer Faktor ist die geringe Verhandlungsmacht von kleinstrukturierten (Familien-)Betrieben, die kaum Einfluss auf die Preisgestaltung haben und somit auch zunehmend vom Markt verdrängt werden.
Die globale Wertschöpfungskette von Bananen zeichnete sich schon immer durch eine Machtkonzentration einiger weniger Akteur:innen aus. Waren es bis vor ein paar Jahren noch große multinationale Konzerne wie etwa Chiquita oder Del Monte, die den Markt dominierten und alle Verarbeitungsschritte (von der Produktion über die Verschiffung bis hin zur Reifung) in der Hand hatten, erfolgte in den letzten Jahren eine Verschiebung hin zu einer handelsdominierten Lieferkette.
Der Einzelhandel besitzt mittlerweile eine enorme Marktmacht und ist kaum noch auf Dritte angewiesen, da er vom Import bis hin zur Reifung große Teile der Lieferkette von Bananen selbst übernehmen kann. Somit entsteht ein regelrechter Kampf um die Gunst von Einzelhandelsunternehmen, die nun direkt von den Produzent:innen beziehen, ermöglicht diesen Supermärkten eine enorme Ausübung von Preisdruck. Dieser wiederum wirkt sich auf die Arbeitsbedingungen und Löhne der Arbeiter:innen aus, da die Produktionskosten so niedrig wie möglich gehalten werden müssen.
Unfaire Handelspraktiken, wie sogenannte Unfair Trading Practices (UTPs), etwa kurzfristige Verträge mit Rücktrittsklauseln oder sich ständig erhöhende Qualitätsstandards für dieselbe Bezahlung sowie steigende Kosten in der Produktion, die sich nicht im Verkaufspreis der Banane niederschlagen, bringen Produzent:innen unter großen Druck, der häufig zu Lasten der Arbeiter:innen geht.
Eine kleine Nische am Bananenmarkt bildet die sogenannte produktspezifische Wertschöpfungskette, die sich auf Produkte mit speziellen Eigenschaften wie beispielsweise fair gehandelte oder Bio-Bananen fokussiert. Die Produktion erfolgt sowohl in Kleinbetrieben als auch in Kooperativen oder auf Plantagen. Dieser Sektor erfährt eine zunehmende Nachfrage, wobei noch viele Schritte in diese Richtung getan werden müssen.

Gerechtigkeit braucht langen Atem
Im Februar 2022 wurde nach 14 Jahren Engagement die Gewerkschaft ASTAC in Ecuador offiziell als Gewerkschaft für den Bananensektor vom Arbeitsministerium registriert. Dies war eine lang ersehnte Forderung, unterstützt von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, Gewerkschaften, Oxfam, Südwind und vielen NGOs. Zuvor wurden nur Betriebsgewerkschaften mit mindestens 30 Personen zugelassen, die meist postwendend entlassen wurden. Eine Branchengewerkschaft wurde trotz internationaler Arbeitsstandards nicht zugelassen, obwohl die Vereinigungsfreiheit eine der Kernkonventionen der ILO ist. Jorge Acosta, Koordinator von ASTAC, betont die Bedeutung der internationalen Solidarität für diesen hart umkämpften Schritt.