Bangkok/Washington D.C./Wien – Clean Clothes Kampagne, Solidarity Center Thailand, Südwind und Worker Rights Consortium kritisieren das Vorarlberger Unterwäsche-Unternehmen Huber Holding scharf. Das Unternehmen weist weiterhin jegliche Verantwortung von sich und spricht stattdessen Drohungen aus: Huber kündigte an, sich rechtliche Schritte gegen jene Organisationen vorzubehalten, die den Fall unbezahlter Löhne und Abfindungen für 932 Beschäftigte in Thailand aufgedeckt haben.
„Anstatt auf Ablenkung und Einschüchterungsversuche zu setzen, muss Huber Holding endlich Verantwortung übernehmen. Das Unternehmen hat alle Möglichkeiten, für Wiedergutmachung zu sorgen“, sagt Gertrude Klaffenböck, Südwind-Sprecherin für Textil-Lieferketten und Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich. „In diesem Fall wurde bereits Recht gesprochen – nämlich zugunsten von 932 illegal gekündigten Arbeiter:innen. Ihnen stehen rund 6,5 Millionen Euro an Abfindungen, Löhnen und Boni plus Zinsen zu, die Huber-CEO Robert Ng als ihr ehemaliger Arbeitgeber bis heute schuldig bleibt.”
Huber-CEO war Eigentümer von Body Fashion Thailand
Robert Ng (alias Ng Man Choong) war Eigentümer von Body Fashion Thailand Limited, als 2020 über 900 Textilarbeiter:innen entlassen wurden, ohne die rechtlich vorgeschriebene Kompensation. Gleichzeitig war er – und ist bis heute – Geschäftsführer der Huber Holding GmbH und Vorstandsvorsitzender der Huber Holding AG mit Sitz in Österreich. Die betroffenen Textilarbeiter:innen und Huber selbst haben bestätigt, dass von Body Fashion in Thailand auch Ware für Huber in Österreich produziert wurde.
Präzedenzfälle für Wiedergutmachung
„Es gibt zahlreiche Präzedenzfälle in der globalen Modeindustrie für internationale Marken, die in Fällen von Fabrikschließungen Verantwortung übernommen haben: Entweder durch direkte Zahlungen oder durch Druck auf die Fabrikseigentümer, die ausständigen Beträge auszubezahlen. Genau das erwarten wir auch von Huber Holding“, erklärt Gertrude Klaffenböck. Beispielsweise zahlte Victoria’s Secret im Jahr 2021 über 8 Millionen US-Dollar an rund 1.250 Arbeiter:innen der Textilfabrik Brilliant Alliance Thai Global, die ebenfalls nach einer plötzlichen Schließung ohne Abfindungen gekündigt wurden.
Huber verstößt gegen eigenen Verhaltenskodex
Besonders brisant: Im eigenen Verhaltenskodex (Code of Conduct) verpflichtet sich Huber ausdrücklich zur Einhaltung der lokalen Gesetze. Dort heißt es: „Die MitarbeiterInnen der Huber-Gruppe müssen alle anwendbaren internationalen, nationalen und lokalen Gesetzte (sic) und Richtlinien […] zu jeder Zeit befolgen und einhalten.“
„Die Marke Huber verstößt klar gegen die eigenen Regeln“, sagt Scott Nova vom Worker Rights Consortium. „Es war Huber-CEO Robert Ng selbst, der als Body Fashion-Eigentümer die Gesetzesverstöße der Textilfabrik zu verantworten hat. Dieser essentielle Zusammenhang bleibt in den Stellungnahmen von Huber unerwähnt.”
Drohungen und Ablenkung
„Jegliche Drohung Hubers mit rechtlichen Schritten gegen Arbeitsrechtsorganisationen vorzugehen ist eine inakzeptable Einschüchterungstaktik. Dieses Vorgehen ist aufs Schärfste zu verurteilen!“, sagt David Welsh, Landesdirektor des Solidarity Center in Thailand. „Es ist höchste Zeit, dass sich sämtliche Abnehmer von Body Fashion Thailand ihrer Verantwortung stellen. Die Arbeiter:innen in Thailand haben ein rechtskräftiges Urteil erstritten und warten seit fünf Jahren auf ihr Geld. Jedes weitere Zögern ist ein Affront gegenüber grundlegenden Arbeits- und Menschenrechten. Dieser Fall hat sowohl im In- als auch im Ausland erhebliche Aufmerksamkeit erregt und wird dies auch weiterhin tun, bis diese fast 1.000 Arbeiter:innen das zurückerhalten, was ihnen genommen wurde.”
Eine Übersicht über Robert Ng’s Textil-Imperium finden Sie hier.
Download Der Fall Body Fashion & Huber – Hintergrundinformationen
Fotos und Hintergrundinformationen zum Fall finden Sie hier.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Südwind-Kommunikationsleiter
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