SÜDWIND engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich Migration und Menschenrechte. Ein Teil dieser Arbeit ist, Menschen, die nach Österreich kommen, beim Einleben in unsere Gesell­schaft zu unterstützen. Gleichzeitig versuchen wir bei den Menschen hier vor Ort – von ehrenamtlich Engagierten bis hin zu Vertreter*innen von Behörden, Politik und Wirtschaft – das Bewusstsein für ein gelingendes Zusammenleben zu fördern. Damit demokratische Gesellschaften funktionieren, müssen möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft eingebunden und an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt sein. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, die gesellschaftlichen und politischen Strukturen zu kennen.

Genau hier setzt unser Projekt EMVI (Empowering Migrants Voices on Integration and Inclusion Policies) an:
Wir wollen die po­
litische Teilhabe von Migrant*innen stärken, indem wir sie er­mutigen, sich als Handelnde inklusiver Politik zu verstehen. Unser spezieller Fokus liegt dabei auf Frauen. Gleichzeitig unter­stützen wir lokale und regionale Behörden und Institutionen bei der Kontaktaufnahme mit Migrant*innen. Mit innovativen Aktivitäten und Methoden öffnen wir neue Wege und Räume für Partizipation und Zusammenarbeit. In Österreich sind wir gemeinsam mit der Partnergemeinde Lustenau und dem MigrantInnenbeirat Graz aktiv. Auf internationaler Ebene ver­netzt das Projekt Initiativen aus Italien, Slowenien, Deutschland und Österreich.

Projektaktivitäten:

  • Analyse und Evaluierung von bestehenden Initiativen und Ausarbeitung von best practice Beispielen
  • Trainings zur Stärkung der politischen Partizi­pation von Migrant*innen in und mit Gemeinden und Regionen
  • Aufbau und Verwendung des bereits erprobten Partizipations­Tool DECIDIM für die Partizipation von MigrantInnen
  • Gemeinsame Entwicklung neuer Beteiligungsmethoden für MigrantInnen und Ihre Organisationen
  • Das Konzept des Migrant*innenbeirats in Graz wird auf andere Regionen angepasst

Trainings in Graz und Lustenau

Gemeinsam mit dem Migrant:innenbeirat Graz (Steiermark) und der Gemeinde Lustenau (Vorarlberg) bietet Südwind Trainings zur Stärkung der politischen Teilhabe von Menschen mit Migrationsbiographie an. Im Frühjahr haben bereits viele Trainings stattgefunden, welche Trainings erfährt man in Graz hier und in Lustenau hier.

Migrant:innenbeirat Graz und Südwind präsentieren Pionierprojekt für politische Teilhabe

Premiere für Graz-gemeinsam-gestalten.at beim Elevate Festival – Neues Tool für E-Partizipation fördert politische Teilhabe von Migrant:innen in Graz
Laut Statistik Austria sind rund 1,5 Millionen Menschen, die in Österreich leben, aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft vom bundesweiten Wahlrecht ausgeschlossen. Das ist fast jede:r fünfte Erwachsene und damit ein enormes demokratiepolitisches Defizit. Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind, der Migrant:innenbeirat Graz und das mitgestalten Partizipationsbüro starten ein neues Pilotprojekt zur Förderung der politischen Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Das neue E-Partizipationstool graz-gemeinsam-gestalten.at wurde Anfang März am Elevate Festival erstmals gelauncht und ist seitdem online. (Nachbericht: Mehr erfahren)

Mehrere Monate lang wurden Vorschläge und Ideen für ein Graz, wo sich alle Menschen zu Hause fühlen gesammelt, und dann über die besten Vorschläge abgestimmt. Am 18.12.2023, dem internationalen Tag der Migrant:innen, wurden die beliebtesten Vorschläge der Plattform graz-gemeinsam-gestalten.at an die Grazer Politik übergeben. Die beliebtesten fünf Forderungen wurden an Bürgermeisterin Elke Kahr, in Vertretung durch Integrationsstadttrat Robert Krotzer übergeben. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Erster Beirat für Migrant:innen in Vorarlberg

Wie funktioniert das Projekt EMVI in der Gemeinde Lustenau in der Praxis? „Verschiedene Workshops, eine digitale Partizipationsplattform und ein neuer Beirat sollen in Lustenau zum Einsatz kommen. Die Non-Profit-Organisation Südwind begleitet die Gemeinde in diesem spannenden Prozess“, informiert Natalie Weber von der Fachstelle Zusammen.Leben. „Menschen aus über 80 verschiedenen Nationen leben in Lustenau zusammen. Drittstaatsangehörige, die knapp 12 Prozent der Einwohner:innen ausmachen, dürfen sich per Gesetz nicht an den Kommunalwahlen beteiligen. Dabei sind Migrant:innen als wichtiger Bestandteil aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken.“

 


Mitreden und Mitgestalten

Aus diesem Grund will man den ersten Vorarlberger Beirat für Migrant:innen in der Gemeinde etablieren. Der „Beirat für Vielfalt und Zusammenleben“, wie er in Lustenau heißen wird, soll Menschen mit Migrationsbiographie und ohne Wahlrecht die Teilhabe mit Beratungsfunktion am politischen Prozess der Gemeinde ermöglichen. In zwei Workshops wurden im Frühjahr die Rahmenbedingungen erarbeitet. Mit dabei waren Gemeindepolitiker:innen aller Parteien, die Fachstelle Zusammen.Leben und Lustenauer:innen mit Migrationshintergrund. Begleitet wurde der Prozess vom FEB, dem Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, und profitiert von den Erfahrungen aus dem Austausch mit den anderen EMVI-Projektmitgliedern. Die Konstituierung ist für Herbst 2023 geplant. Mitglieder, Teilnehmer:innen und Mentor:innen sind noch gesucht!

Informiere dich bei Natalie Weber, Fachstelle Zusammen.Leben, zusammenleben@lustenau.at oder Tel.: 0664 8837 3206.

EMVI Projektpräsentationen in Lustenau

In Lustenau, in Vorarlberg leben Menschen mit 89 verschiedenen Nationalitäten. Während einige engen Kontakt zur Gemeinde pflegen, sind andere weniger präsent. Damit möglichst alle Communities in das Projekt miteinbezogen werden können, besuchten die beiden Projektverantwortlichen - Natalie Weber vom Büro „Zusammen.Leben“ der Marktgemeinde Lustenau gemeinsam mit Sonja Jochum von Südwind Vorarlberg im Dezember türkische und asiatische Restaurants, Cafés und Geschäfte, um über das Projekt zu informieren. Sie verteilten Flyer und luden zur Projektpräsentation in der Gemeinde Lustenau ein. Im Jänner fanden drei Präsentationen statt, bei denen die Communities über das Projekt, die Ziele und die geplanten Maßnahmen informiert und zur Teilnahme an den angebotenen Trainings und Workshops eingeladen wurden. Eine Veranstaltung war ausschließlich auf Deutsch, eine mit türkischer und eine mit arabischer Dolmetschung. Sie waren eine gelungene Einstimmung für weitere Trainings und Workshops.

EMVI goes to Brussels (13.11.-16.11.2023)

© Südwind
© Südwind
© Südwind
© Südwind
© Südwind
 

Um auch auf europäischer Ebene für mehr politische Teilhabe von Menschen mit Migrationsbiographie einzustehen, diskutierten das EMVI-Konsortium und Vertreter:innen von migrantischen Communities bei einem Runden Tisch im EU-Parlament Forderungen zur politischen Mitsprache. Der Roundtable im EU-Parlament fand auf Einladung des österreichischen Abgeordneten Thomas Waitz (Grüne) gemeinsam mit seinen Kollegen MEP Matjaž Nemec (S&D, SI) MEP Jan-Christoph Oetjen (Renew, DE) MEP Stelios Kouloglou (GUE/NGL, GR) statt. Dabei wurde ein im Rahmen des EMVI-Projekts erarbeiteter Leitfaden zur Beteiligung von Migrant:innen sowie konkrete Forderungen und Empfehlungen präsentiert und diskutiert.

Weiters standen bei dem dreitägigen Aufenthalt Austausch mit anderen migrantischen Organisationen, ein Treffen mit der Europäischen Kommission, ein Besuch im Migrationsmuseum und ein Stadtrundgang durch das Viertel Molenbeek am Programm.  

Link zur Presseaussendung: https://www.suedwind.at/presseaussendungen/2023/demokratie-braucht-die-beteiligung-aller/

EMVI Austausch- und Projektpartner*innentreffen in Empoli, Italien (19.3-21.3.2023)

© Cospe
© Cospe
© Cospe
© Cospe

Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung in Empoli stand der Austausch rund um Fragen der politischen Partizipation von Menschen mit Migrationsbiographie. Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Empoli, Stadträt:innen, Vertreter:innen des Wirtschaftsinstituts der Toskana, ehemaligen Mitgliedern des Migrant:innenbeirats Empoli konnten die Projektpartner Fragen zu einer Erneuerung des Migrant:innenbeirats in Empoli diskutieren. Neben regem Austausch und Diskussion zu politischer Teilhabe, wurde auch ein Rundgang zu Demokratie und Erinnerungskultur in Empoli organisiert. Ein weiteres Highlight war der Austausch mit Vertreter:innen von lokalen migrantischen Organisationen. Neben dem Studienbesuch bot der Aufenthalt in Empoli auch die Gelegenheit zu internen Besprechungen zwischen den EMVI-Projektpartnern, um die anstehenden Aktivitäten zu koordinieren.

EMVI Austausch- und Projektpartner*innentreffen in Berlin (19.-21.Oktober 2022)

Gruppenbild vor dem Bezirksamt Mitte
Gruppenbild vor dem Bezirksamt Mitte
Gruppenbild während der Stadtführung
Gruppenbild während der Stadtführung
Tränenpalast - ehemalige Ausreisehalle von der DDR in den Westen
Tränenpalast - ehemalige Ausreisehalle von der DDR in den Westen
Person vor ehemaliger Synagoge
vor ehemaliger Synagoge

Am ersten Tag trafen wir uns im Partizipations- und Integrationsbüro des Bezirksamts Mitte für einen Austausch über Möglichkeiten für politische Beteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte im europäischen Vergleich. Im Saal der Bezirksverordnetenversammlung diskutieren die Projektpartner*innen, die mit ihnen angereisten Vertreter*innen der Verwaltung von Lustenau und Graz, sowie die Mitglieder des Migrant*innenbeirats Graz und die VertreterInnen des Bezirksamts Berlin Mitte, sowie die Vertreter*innen des Beirats für Partizipation und Integration des Bezirks Mitte über die verschiedenen vorhandenen Ansätze. Ein besonderer Schwerpunkt des Austausches lag auf der Art und Weise, wie Konsultationsgremien von Menschen mit Migrationsgeschichte unterschiedlich gestaltet sind: In Berlin werden Mitglieder des Beirats zum Beispiel benannt und können sich direkt beim Partizipations- und Integrationsbüro bewerben. Die Mitglieder in Graz dagegen, werden von der Bevölkerung ohne einen österreichischen Pass gewählt. Beiratsmitglieder in beiden Kommunen sahen es als notwendig an, den Beiräten zu mehr Bekanntheit und damit zu mehr Legitimation als Repräsentationsgremium der migrantischen Bevölkerung zu verhelfen.

Anschließend lernten wir bei einer kurzen Führung durch das Haus noch das Lotsenprojekt -die Brücke kennen, das Menschen mit Migrationsgeschichte ermöglicht Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Begleitung und Dolmetschung bei Behördengängen zu bekommen.

Nach einer Stärkung im jemenitischen Restaurant, durften wir eine Tour durch Berlin der besonderen Art erfahren. Im Fokus hierbei standen nicht die üblichen touristischen Highlights, sondern die Geschichten von Migrant*innen.

Fragerunde auf der Dachterrasse des Global Village
Fragerunde auf der Dachterrasse des Global Village

Berliner Eine-Welt-Zentrum

Der zweite Teil des Aufenthalts fokussierte sich auf die Arbeit von Migrant*innenorganisationen und politisch aktiven Menschen mit Migrationsgeschichte in Berlin. Unser EMVI Projektpartner moveGLOBAL e.V. hat sein Büro im Berlin Global Village (BGV), einem Eine-Welt-Zentrum. Hier arbeiten ca. 50 entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Vereine und Initiativen zu unterschiedlichen Themen globaler Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Diversität. Als Zentrum ist das BGV ein Ort mit Haltung und gleichzeitig Netzwerk. Die Berlin Global Village gGmbH als Betreiberin möchte Zusammenarbeit fördern und Ressourcen bündeln – durch Begegnungen, Austausch und Vernetzung – und die geteilte Infrastruktur im Haus. Michael Küppers-Adebisi, BGVs Referent für Diversity und Community Building führte uns durch die Räumlichkeiten, erklärte die Entstehung des Gebäudes und beantwortete die Fragen der Projektpartner*innen. 

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion
© Taina Bemmerlein
Ausklang Podiumsdiskussion
Ausklang Podiumsdiskussion
© Taina Bemmerlein
Ausklang Podiumsdiskussion
Ausklang Podiumsdiskussion
© Taina Bemmerlein
 

Kunst und Politik: Ein Abend bei Savvy Contemporary

Am 20. Oktober 2022 organisierte moveGlobal e.V. eine öffentliche Veranstaltung bei Savvy Contemporary zum Thema Kunst und Aktivismus, an der alle Projektpartner*innen teilnahmen um bei der Podiumsdiskussion und anschließend im direkten Austausch mit den Teilnehmenden mehr über künstlerische Ansätze des politischen Aktivismus in Berlin zu erfahren. Auf dem Podium diskutierten

  • Hamze Bytyci, Vorsitzender von RomaTrial e.V. und Künstlerischer Leiter, „Grüner Salon“
  • Moro Yapha, Gründungsmitglied von Wearebornfree! Empowerment Radio
  • Birgit zur Nieden, Referatsleitung für Partizipation in der Migrationsgesellschaft der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales
  • und eine Projektpartnerin aus Slowenien

mit dem Publikum über Aktivismus und Kunst. Die Veranstaltung sollte dazu beitragen, dass Menschen mit Migrationsgeschichte motiviert werden, Bedürfnisse und Probleme in politisches Handeln zu kanalisieren. Beim Ausklang mit Essen und Trinken vertieften wir das Thema Partizipation in offenen Gesprächen mit allen Teilnehmenden.

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Das Projekt EMVI wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union finanziert. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung der EMVI-Projektpartner wieder und liegt in deren alleiniger Verantwortung. Die Europäische Kommission übernimmt keine Verantwortung für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen.