Gender Glossar

Asexualität

Bezeichnung für Menschen, die wenig bis gar keine sexuelle Anziehung verspüren. Sie sind nicht zu verwechseln mit "aromantischen Menschen", die wenig oder keine romantische Anziehung erfahren. Asexuelle Menschen identifizieren sich nicht immer als aromantisch; aromantische Menschen identifizieren sich nicht immer als asexuell. 4

 

Biologisches Geschlecht (engl.: sex)

Die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Biologie, d.h. Anatomie (Körpergröße und -form) und Physiologie (hormonelle Aktivität, Organfunktionen). Im Gegensatz zu den gesellschaftlich geprägten Geschlechterrollen (Soziales Geschlecht oder Gender) ist das biologische Geschlecht angeboren und nicht oder nur mit großem Aufwand veränderbar.6


Bisexualität

Als Bisexuelle werden Männer und Frauen bezeichnet, die sich emotional und/oder sexuell sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen fühlen. Sie können mit den beiden Geschlechtern sexuelle und/oder nicht-sexuelle Beziehungen eingehen oder sich dies wünschen.5


Chancengleichheit

Fehlen geschlechtsbedingter Barrieren, die einer gleichberechtigten Teilnahme am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben im Wege stehen. Die Chancengleichheit verlangt, dass jeder Mensch, unabhängig vom Geschlecht, die gleichen Chancen (im Sinne von Ausgangsbedingungen) haben soll. Diskutiert wird, ob die Schaffung der gleichen Ausgangsbedingungen ausreicht oder ob zusätzlich dafür gesorgt werden muss, dass auch die gleichen Möglichkeiten bestehen, diese Ausgangsbedingungen nutzen zu können. 6


Cisgender

„Cis” ist eine lateinische Vorsilbe und bedeutet „diesseits”. Damit wird bezeichnet, dass eine Person in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht lebt. Cisgeschlechtlich zu sein, entspricht der Norm. Das heißt, in unserer  heteronormativen Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass alle Menschen cis-geschlechtlich sind.3

 

Diskriminierung, geschlechtsbezogene

Diskriminierung ist jede benachteiligende Differenzierung (unterschiedliche Behandlung) ohne sachliche Rechtfertigung. Unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn eine rechtliche Anordnung (ohne sachlichen Grund) explizit an das Geschlecht anknüpft (z.B. „Nur Männer haben Zugang zu Fortbildungsmaßnahmen“). Von mittelbarer Diskriminierung spricht man, wenn eine rechtliche Anordnung formal nicht an das Geschlecht anknüpft, aber (ohne sachlichen Grund) Angehörige eines Geschlechts faktisch erheblich stärker nachteilig betrifft (z.B. „Nur Vollbeschäftigte haben Zugang zu Fortbildungsmaßnahmen", wenn überwiegend Frauen in Teilzeit sind). 6

 

Diversität/Diversity

Im gesellschaftspolitischen Zusammenhang bezeichnet sie die Vielfalt oder Vielfältigkeit unter Menschen und zeichnet sich etwa durch unterschiedliche religiöse, politische oder ideologische Anschauungen, verschiedene ethnische Hintergründe, sexuelle Orientierungen, körperliche Voraussetzungen oder Begabungen, das Sprechen verschiedener Sprachen oder das Führen unterschiedlicher Lebensstile aus. In einem Raum der Diversität werden alle diese Unterschiede wertgeschätzt und respektiert, sie sind nicht Anlass zu Diskriminierung.


Doing Gender

Dem Analyseansatz „Doing Gender“ liegt die Annahme zugrunde, dass geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen, sprich, das was eine Gesellschaft als weiblich oder männlich versteht, sozial konstruiert sind. Doing Gender hat zum Ziel, Geschlecht nicht als Eigenschaft von Individuen, sondern als Ergebnis von Handlungen zu betrachten.1

 

Emanzipation

Bedeutete historisch gesehen die Entlassung der Sklav*innen in die Eigenständigkeit. Im Licht der Aufklärung entwickelte sich Emanzipation zu einem Prozess der Selbstbefreiung auf politischer und gesellschaftlicher Ebene – für Frauen bedeutete und bedeutet dies: die Abkehr aus privaten Abhängigkeitsverhältnissen und öffentlichen Diskriminierungsformen.1

 

Feminismus

Der Einsatz und das Engagement für soziale, politische und ökonomische Gleichheit von Frauen und Männern mit dem Ziel einer Befreiung von Frauen und Männern aus Rollenzwängen und Stereotypen. Feminismus hinterfragt und analysiert patriarchalische Werte und soziale Strukturen, die die Dominanz von Männern und die Unterordnung von Frauen behaupten und hervorbringen. Es gibt eine große Vielfalt feministischer Theorien und Ausrichtungen.6


Gender Mainstreaming

Es soll gewährleisten, dass Gleichstellungsorientierung zu einem selbstverständlichen Handlungsmuster auf allen Ebenen einer Organisation und im Rahmen aller gesetzten Maßnahmen wird. Alle Vorhaben sollten so gestaltet werden, dass sie einen (nachweisbaren) Beitrag zur Förderung der Gleichstellung leisten. […] Einer der Kernpunkte des Gender Mainstreaming besteht darin, dass alle gesetzlichen Maßnahmen auf ihre Auswirkungen auf Männer und Frauen überprüft werden müssen.1

 

Geschlecht

Während es in der englischen Sprache möglich ist, begrifflich zwischen biologischer Geschlechtzugehörigkeit (sex) und den sozialen Dimensionen (gender) zu unterscheiden, gibt es im Deutschen dafür nur das Wort „Geschlecht". Für die Unterscheidung können die zusammengesetzten Wörter „Biologisches Geschlecht" und „Soziales Geschlecht" benutzt werden. Sie sind zwar nicht identisch, jedoch eng miteinander verbunden: „Männliche" und „weibliche" Eigenschaften, Fertigkeiten und Lebensweisen knüpfen teilweise an die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern an, zB an die Fähigkeit, Kinder zu gebären. Wegen der engen Koppelung scheint es häufig kaum möglich, soziales und biologisches Geschlecht wirklich zu trennen. 6


Geschlechterrollen

Die Summe der von einem Individuum in der jeweiligen Gesellschaft erwarteten Verhaltensweisen als Frau oder Mann (geschlechtsspezifische Verhaltensmuster). In modernen Gesellschaftsordnungen löst sich die klassische Geschlechterrollenzuordnung immer mehr auf. Für Frauen bedeutet dies einerseits eine gewisse Chancenerweiterung, aber andererseits auch einen Rollenkonflikt zwischen nicht oder schwer vereinbaren Erwartungshaltungen (Berufstätigkeit, „gute" Hausfrau, „gute" Ehefrau, „gute" Mutter usf...).6


Geschlechterstereotype

Geschlechterstereotyp meint die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften und Verhaltensweisen aufgrund einer erkennbaren Geschlechtszugehörigkeit. Diese Zuschreibungen werden durch Selbstdarstellung und Außenwahrnehmung permanent aktiviert – dadurch erscheinen sie Vielen als „natürlich“. Geschlechterstereotype spielen eine entscheidende Rolle bei der Legitimierung von Ungleichbehandlungen und stellen so im Alltag hierarchisierte Ungleichheit ständig her.1


Geschlechtsidentität

Unter Geschlechtsidentität versteht man das tief empfundene innere und persönliche Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, das mit dem Geschlecht, das einem Menschen bei seiner Geburt zugewiesen wurde, übereinstimmen kann, jedoch nicht muss, und außerdem nicht zeitlich stringent erfahren werden muss. Geschlechtsidentität manifestiert sich u.a. in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Repräsentanz nach außen.5


Geschlechtsbezogene Gewalt

Geschlechtsbezogene Gewalt meint jene Gewalttaten, in denen das Geschlecht oder die Sexualität der von Gewalt Betroffenen oder der Täter*innen eine Rolle spielt. Dieser Begriff umfasst auch systemische Gewalt, das heißt heteronormative Geschlecherhierarchien in der Gesellschaft, psychische und sexualisierte Gewalt.2


Gleichstellung / Gleichstellungspolitik

Maßnahmen, die darauf abzielen, Frauen wie Männern gleiche Chancen zu geben, allfällige Barrieren zu beseitigen und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern gleichermaßen zu berücksichtigen. Gleichstellung geht über bloße Gleichbehandlung hinaus, in dem sie positive Aktionen und Maßnahmen der Frauenförderung sowie der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben einschließt. Ziel ist es, allen Menschen zu ermöglichen, ihre persönlichen Fähigkeiten zu entfalten, ohne durch geschlechtsspezifische oder sonstige diskriminierende Rollenzuweisungen eingeschränkt zu werden.6

 

Heteronormativität

Bezeichnet die weit verbreitete Einstellung, dass Sexualität zwischen Mann und Frau als „Norm“ angesehen wird und andere sexuelle Orientierungen als Abweichung betrachtet werden. Homosexuelle, transsexuelle, intersexuelle und queere Identitäten bleiben oftmals außen vor.1


Heterosexualität

Heterosexuelle Menschen fühlen sich überwiegend von Menschen des anderen Geschlechts angezogen. Es gibt deutlich mehr heterosexuelle als homosexuelle Menschen, deswegen wird Heterosexualität oft als Norm angesehen. Diese Heteronormativität kann zur Nicht-Wahrnehmung und zur Diskriminierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen führen.7


Homosexualität

Homosexualität ist die Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen. Der Begriff Homosexualität wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführt, obwohl es gleichgeschlechtliche Liebe immer schon gab.7


Homophobie

Homophobie beschreibt die Angst und Ablehnung von gleichgeschlechtlich lebenden und liebenden Männern und Frauen, die zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt führen kann.5


Intergeschlechtlichkeit

Intergeschlechtliche Personen sind Menschen, die Variationen in der körperlichen Geschlechtsentwicklung aufweisen. Sie haben also körperliche Geschlechtsmerkmale, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind.

Der österreichische Verfassungsgerichthof anerkennt Intergeschlechtlichkeit als Geschlecht.7

 

LGBTQIA+

Abkürzung für Lesbisch, Schwul (engl: gay), Bisexuell, Trans, Queer, Inter und Asexuell (manchmal auch englisch Ally, also „Verbündete). Das Plus soll all jene Menschen inkludieren, die sich von dieser sehr breiten Definition von Personen, deren Geschlechtsidentität und sexuelle/romantische Orientierung nicht der heterosexuellen Norm entspricht, nicht erfasst fühlen.4


Patriarchat

Patriarchat bezeichnet die Strukturen und sozialen Arrangements innerhalb derer die Unterdrückung von Frauen durch Männer angelegt ist. Als wesentliche Ausgangsorte dieser patriarchalen Unterdrückungsform gilt die (rechtlich fundierte) Macht des „Vaters“ (Pater) in der Familie und in der Verwandtschaft, die sich in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik fortschreibt.1


Queer

Stammt aus dem Englischen und heißt so viel wie seltsam‚ sonderbar, gefälscht. Es bezeichnet er vor allem Personen, die sich nicht mit traditionellen Geschlechterrollen und -stereotypen identifizieren und eine behauptete Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellen. Queer steht aber auch für Menschen, die durch ihre Selbstdefinition Heteronormativität ablehnen.3

 

Sexismus

Sexismus bezeichnet die systematische Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts. Die offene als auch versteckte Propagierung der Minderwertigkeit der Frau gegenüber dem Mann auf verschiedenen Ebenen spielt dabei eine große Rolle. Durch den Sexismus wird eine „Naturalisierung“ der Geschlechterdifferenzen zum Nachteil der Frauen begründet.1


Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt umfasst alle Handlungen gegen den Willen einer Person, bei denen Sexualität als Mittel zur Demütigung und Verletzung eingesetzt wird. Sexualisierte Gewalt hat nichts mit Begehren oder Liebe zu tun. Sie dient der Machtausübung über das Opfer.

Beispiele: sexuelle Übergriffe und Grenzüberschreitungen jeglicher Art, Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, geschlechtliche Nötigung, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch.7


Sexuelle Orientierung

Die sexuelle Orientierung spricht das Begehren einer Person hinsichtlich des Geschlechts einer erwünschten Partnerin oder eines Partners für emotionale Verbundenheit, Liebe und Sexualität an. Wir kennen unterschiedliche sexuelle Orientierungen: Homosexualität, Bisexualität und Heterosexualität. Die Grenzen zwischen diesen Orientierungen verlaufen aber weit weniger scharf als meist angenommen wird. Wichtig ist zu betonen, dass alle sexuellen Orientierungen gleich wertvoll sind.7


Soziales Geschlecht (engl.: gender)

Es beschreibt gesellschaftlich bedingte Unterschiede zwischen Frauen und Männern, beispielsweise Rollenverhalten. Diese sind nicht "natürlich", können sich im Laufe der Zeit ändern und unterscheiden sich sowohl innerhalb einer Kultur als auch zwischen den einzelnen Kulturen erheblich voneinander.6


Sprache, geschlechtergerechte

Sichtbarmachung von Frauen und Männern in Wort und Schrift. Dies läuft dem sogenannten geschlechtsneutralen Sprachgebrauch in seiner männlichen Ausformung, bei dem Frauen „mit gemeint" sind, zuwider.6


Transgender

Ein Überbegriff für verschiedene Transidentitäten. Als Transgender können sich auch Menschen bezeichnen, die sich weder als Mann oder Frau oder sich manchmal als Mann und manchmal als Frau identifizieren. Oft ist bei Trans*Personen nicht von außen ersichtlich, welche Geschlechtsidentität sie haben. Deswegen ist es hilfreich, alle Menschen regelmäßig zu fragen, wie sie wahrgenommen werden wollen und dies im eigenen Sprachgebrauch zu respektieren.3


Transidentität

Diese Bezeichnung wird von vielen Trans*Personen als alternativer Begriff für Transsexualität verwendet, um hervorzuheben, dass es sich um eine Geschlechtsidentität handelt und nicht um eine sexuelle Orientierung. Eine Person ist transident, wenn sie ihr Geschlecht anders empfindet, als es ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.3


Transsexualität

Als transsexuell bezeichnen sich Menschen, die sich mit dem „Gegengeschlecht“ des ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts identifizieren. Oft ist ihnen die Veränderung ihres Körpers mittels Hormonen, sogenannten geschlechtsangleichenden Operationen und anderen Schritten ein starkes Bedürfnis, weil sie ihren Körper (in individuell unterschiedlichem Ausmaß) als nicht stimmig empfinden und dies als leidvoll erleben.5


Transvestitismus

Es bezeichnet das Tragen ‚gegengeschlechtlicher’ Kleidung (engl. Cross-Dressing), um zeitweilige Zugehörigkeit zum ‚anderen Geschlecht’ zu erleben, ohne den Wunsch nach dauerhaftem Geschlechtswechsel oder chirurgischen Eingriffen.5


Verweise:

  1. http://www.demokratiezentrum.org/index.php?id=2595

  2. http://www.genderinstitut-bremen.de/glossar/geschlechtsbezogene-gewalt.html

  3. http://www.i-paed-berlin.de/de/Glossar/

  4. https://www.nytimes.com/2018/06/21/style/lgbtq-gender-language.html

  5. https://transintersektionalitaet.org/?page_id=36

  6. https://www.uibk.ac.at/gleichbehandlung/service/gender_glossar.html

  7. https://www.wien.gv.at/menschen-gesellschaft/