Presseaussendung

24. September 2025 | Aktuell, Presse

Ausbeutung und verbotene Pestizide: Der hohe Preis der Banane

Zwei Frauen, die vordere mit einer weißen Schürze, stehen an einer langen Reihe von Bananen und greifen danach. Sie arbeiten auf einer Bananen Plantage.

Wien, am 24. September 2025. Ecuador ist einer der weltweit größten Produzenten und Exporteure von Bananen – und die Europäische Union der wichtigste Abnehmer. Doch hinter der beliebten Frucht steckt ein System aus Ausbeutung, mangelndem Arbeitsschutz und Umweltzerstörung.

Die Menschenrechtsorganisation Südwind hat Vertreter:innen der ecuadorianischen Bananenarbeiter-Gewerkschaft ASTAC nach Österreich eingeladen, um über die Missstände vor Ort zu berichten. Im Rahmen einer Tour durch Österreich, Belgien und Frankreich sprechen Diana Montoya Ramos und José Barahona über Arbeitsrechtsverletzungen, Pestizideinsatz und die Notwendigkeit eines wirksamen EU-Lieferkettengesetzes.

„Im Bananenanbau haben Ausbeutung, Gewalt und Korruption eine lange Geschichte. Trotz vieler Verbesserungen, kommen immer noch viel zu viele Menschen zu Schaden, die unser Obst anbauen. Damit muss endlich Schluss sein“, fordert Südwind-Referentin Gudrun Glocker. „Österreich muss sich auf EU-Ebene klar für ein starkes Lieferkettengesetz einsetzen. Minister Totschnig hat eine Verantwortung, auch gegenüber den Österreicher:innen. Niemand will Bananen essen, die durch Ausbeutung produziert wurden.“

Unbezahlte Arbeitszeit und sexuelle Übergriffe

„Auf Bananen-Plantagen schuften Arbeiter:innen täglich 12 bis 14 Stunden, obwohl das Gesetz nur acht Stunden erlaubt. Die Extrastunden werden nicht bezahlt“, erklärt ASTAC-Vertreterin Diana Montoya Ramos. Besonders kritisch sieht sie den Einsatz hochgefährlicher Pestizide wie etwa Mancozeb, das in der EU verboten ist, aber in Ecuador allgegenwärtig ist. „Die meisten Arbeiter:innen haben nicht einmal Schutzkleidung. Sie gehen mit Alltagskleidung auf die Plantage und nehmen Pestizide danach mit nach Hause zu ihren Familien.“

Arbeitsrechteanwalt José Barahona ergänzt: „Eine Maske wird oft einen ganzen Monat lang getragen, eine Schürze ein ganzes Jahr.“ Viele Arbeiter:innen seien zudem oft nicht sozialversichert. Kurz vor Erreichen der 20-jährigen Arbeitszeit, die Anspruch auf Pension gewähren würde, würden viele ihre Anstellung verlieren – ein systematisches Vorgehen der Unternehmen, um Kosten zu sparen.

Diana Montoya Ramos, die auch Referentin für Geschlechterfragen und Diskriminierung ist, betont: „Frauen sind zusätzlich von Diskriminierung betroffen: Sie erhalten niedrigere Löhne für die gleiche Arbeit, müssen unbezahlt Reinigungsarbeiten nach Schichtende übernehmen und sind sexuellen Übergriffen ausgesetzt.“

Morddrohungen: Gefährliche Gewerkschaftsarbeit

Auch das Recht auf Vereinigungsfreiheit wird massiv eingeschränkt. „Gewerkschaften werden von Unternehmen kontrolliert, oder Arbeiter:innen werden unter Druck gesetzt, nicht beizutreten“, berichtet Diana Montoya Ramos. 2023 erhielt ASTAC Morddrohungen, drei Mitarbeiter:innen mussten mit EU-Unterstützung zeitweise das Land verlassen. Vor dem Haus einer Gewerkschafterin, die blieb, explodierte eine Bombe. „Wir haben jetzt Sicherheitsprotokolle, aber völlige Sicherheit gibt es nicht“, so Montoya. „Wir sind jetzt noch vorsichtiger und wechseln öfter den Standort, damit wir nicht so leicht zu finden sind.“

Forderung nach starkem EU-Lieferkettengesetz

ASTAC und Südwind appellieren an die EU und die österreichische Regierung, nicht zuzulassen, dass das geplante EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) geschwächt wird. „Es ist so wichtig, dass dieses Gesetz beibehalten wird, weil den Unternehmen, damit klargemacht wird, welche Verantwortung sie für ihre Arbeiter haben“, sagt Montoya Ramos.

Schon das deutsche Lieferkettengesetz hat Wirkung gezeigt: Mit Unterstützung von deutschen NGOs konnte ASTAC von großen, deutschen Supermarktketten Informationen über Missstände in ihrer Bananen-Lieferkette einfordern. „Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig verbindliche Gesetze sind – und dass Geschädigte dadurch durch Gewerkschaften und NGOs vertreten werden können“, so Südwind-Expertin Gudrun Glocker. Südwind ist Teil des internationalen Projektes „Rebooting the Food System“, das sich dafür einsetzt, die weltweite Lebensmittelproduktion zum Besseren zu verändern. Dabei geht es um eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion im Sinne der Agrarökologie.

Verantwortung der Konsument:innen

Auch Konsument:innen können Einfluss nehmen. ASTAC ruft dazu auf, nicht nur Bio-Bananen zu kaufen, sondern auch auf ethisch produzierte Bananen zu achten. Gleichzeitig kritisiert die Bananengewerkschaft herkömmliche Zertifizierungssysteme als nicht ausreichend und verweist darauf, dass es auch bei zertifizierten Betrieben zu Arbeitsrechtsverletzungen und Gewerkschaftsrepressionen käme. Für ASTAC setze besonders die Initiative Comida Justa („faires Essen“) neue Standards: Hier kontrollieren die Arbeiter:innen selbst die Einhaltung von Arbeitsrechten.

Fotos und mehr Informationen zum Thema gibt es hier zum Download.

Rückfragen & Kontakt:
Stefanie Marek
Pressesprecherin Südwind
stefanie.marek@suedwind.at
+43 680 158 30 16

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