Allgemeine Problemstellung

Die Klimakrise ist eine der größten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Zu den Folgen der zunehmenden globalen Erwärmung gehören häufigere extreme Wetterereignisse wie die Hitzewelle im Sommer 2022, die zu Trockenheit und massiven Waldbränden in ganz Europa geführt hat.

Neben den ökologischen Auswirkungen hat die Klimakrise auch eine gravierende soziale Komponente. Die Menschen im globalen Süden sind überproportional von den Folgen der Klimakrise betroffen. Dabei sind sie nur für einen Bruchteil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Diese sind u.a. auf den Energieverbrauch, die Mobilitätsgewohnheiten, die Ernährung und das Konsumverhalten des Globalen Nordens zurückzuführen.

Hauptverursacher der Klimakrise ist der Mensch. Um unumkehrbare soziale und wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, sind eine drastische Begrenzung der Treibhausgasemissionen und der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen notwendig. Dazu braucht es strukturelle und weitreichende Veränderungen in vielen Bereichen wie Mobilität, Konsum, Produktion, Landwirtschaft und verstärkte technologische Entwicklungen hinsichtlich Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen. Dies erfordert kluge Entscheidungen, die gleichzeitig die wirtschaftliche Transformation fördern, die Auswirkungen des bereits stattfindenden Klimawandels abmildern und widerstandsfähige und nachhaltige Produktions- und Lebensstile stärken.

Der österreichische Klimarat erarbeitete mit wissenschaftlicher Unterstützung Empfehlungen für ein klimaneutrales Österreich 2040. Diese Empfehlungen wurden an die Politik übergeben und bilden eine gute Grundlage, um entsprechende Rahmenbedingungen für das Erreichen der Klimaneutralität zu setzen.

Der ActJust Policy Hackathon beschäftigt sich mit folgenden drei Unterthemen:

  1. Energie
  2. Ernährung
  3. Mobilität

Ziel des Policy Hackathon ist es, jungen Menschen eine Möglichkeit zur Mitgestaltung ihrer Zukunft zu bieten und Lösungen zur Erreichung globaler Klimagerechtigkeit zu erarbeiten.

1. Energie

Die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung ist die Hauptursache für die Klimakrise. Daher ist Klimagerechtigkeit ohne eine globale Energiewende nicht zu erreichen. Gleichzeitig reaktivieren einige europäische Länder derzeit aufgrund der durch den Krieg in der Ukraine verursachten Energiekrise Kohlekraftwerke oder verschieben den Ausstieg aus der Atomenergie. Gleichzeitig ist Energie die entscheidende Grundlage für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Eine nachhaltige, bedarfsgerechte Energieversorgung für alle Menschen muss daher klimaneutral sein.

Der Grundgedanke der Klimaneutralität besteht darin, klimaschädliche Aktivitäten einerseits zu quantifizieren (mittels Treibhausgasbilanzierung) und andererseits zu "neutralisieren". Dies kann in erster Linie durch direkte Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasen und indirekt durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten (Kompensation) für nicht weiter reduzierbare oder vermeidbare Emissionsmengen erfolgen.

Challenges:

Vision: Ein klimaneutrales Energiesystem basiert auf Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und neuen Technologien. Digitalisierung, Dezentralisierung, Flexibilisierung und Demokratisierung sind Elemente, die die Energiesysteme von morgen prägen werden. Dies erfordert innovative Konzepte für die Energieerzeugung, -verteilung, -umwandlung und -speicherung. Das kann ganz konkret bedeuten: Das Auto wird mit Strom betrieben, der durch Photovoltaikanlagen auf dem heimischen Dach erzeugt wird. Die Wohnung oder sogar das Büro wird mit Wärme aus einer nahe gelegenen Fabrik beheizt, die bisher vielleicht nicht genutzt wurde. Die Fabrik wiederum wird mit grünem Wasserstoff betrieben, der mit Strom aus Windenergie erzeugt wird. Die Verbraucher bilden Energiegemeinschaften und versorgen sich gegenseitig mit Strom und Wärme

Wir suchen nach konkreten Lösungen für eine klimaneutrale Energienutzung.

  1. Wie kann eine klimaneutrale Strom-, Wärme- und/oder Kälteversorgung in Österreich in Zukunft umgesetzt werden?
  2. a. Welche Anreizsysteme sind dafür notwendig?
    b. Welche politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind notwendig?
    c. Wie kann der Strom- und Energieverbrauch der Haushalte reduziert werden?
  3. Wie kann die Umstellung auf erneuerbare Energieformen beschleunigt werden?
  4. Wie kann klimafreundliches Wohnen in deiner Stadt/Region bzw. in Österreich in Bezug auf Bodenversiegelung, Begrünung, Sanierung und alternative Wohnkonzepte umgesetzt werden?

2. Ernährung

Die Art und Weise, wie wir in Europa essen, heizt unser Klima auf, zerstört die Umwelt und verstößt gegen die Menschenrechte. Ein Großteil der Lebensmittel, die in unseren Kühlschränken landet, wird produziert, verarbeitet und transportiert. Deshalb brauchen wir Lösungen für eine sozial gerechte, nachhaltige und klimaschonende Lebensmittelproduktion. Ob Gemüse, Obst, Brot, Eier oder Milch: Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel anbauen, produzieren, transportieren, verkaufen und konsumieren, hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit unseres Planeten. Es ist klar, dass ein klimafreundlicher Lebensmittelsektor nur möglich ist, wenn wir alle gleichzeitig an verschiedenen Aspekten der Lebensmittelproduktion und des Konsums arbeiten. Veränderungen sind in der gesamten Wertschöpfungskette der Lebensmittelindustrie erforderlich, vom nachhaltigen Anbau über den Vertrieb bis hin zum konsumbewussten Einkauf.

Challenges:

Vision: Eine nachhaltige Ernährung ist ein wirksamer Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz und kann zusätzlich vor gesundheitlichen Risiken schützen. Eine klimaneutrale Ernährung zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen bei der Produktion, der Verpackung und dem Transport von Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten.

Das bedeutet, regionales, saisonales Obst und Gemüse auf den Tisch zu bringen, den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren, auf Bio-Lebensmittel zu setzen, Müll und Plastikmüll drastisch zu reduzieren, unverpackte Lebensmittel zu kaufen oder diese möglichst selbst anzubauen.

Das übergeordnete Ziel ist es, möglichst viele Ansätze zu erproben und erfolgreiche Konzepte auf breiter Ebene in die Praxis umzusetzen.

Wir suchen nach konkreten Lösungen für den Themenbereich Ernährung.

  1. Wie können Lebensmittel auf sozial und ökologisch nachhaltige Weise ohne den Einsatz von sehr energieintensiven Düngemitteln und Pestiziden produziert werden?
  2. Wie kann ein Nahrungsmittel- und Ernährungssystem in Österreich gestaltet werden, das neben ökologischer Nachhaltigkeit auch soziale Gerechtigkeit mit sich bringt?
  3. Wie können nachhaltige Verpackungen und eine klimaneutrale Logistik für frische Lebensmittel gefördert werden?
  4. Wie kann eine klimafreundliche Ernährung in Bezug auf Regionalität, Saisonalität, Fleischreduktion und/oder Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Österreich in Zukunft umgesetzt werden und welche Anreizsysteme sind dafür notwendig?
  5. a. Wie können Menschen motiviert werden, mehr regionale und umweltfreundliche Produkte zu kaufen bzw. Lebensmittelabfälle zu reduzieren?
    b. Welche politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind notwendig?
  6. Wie kann die Lebensmittelverschwendung durch intelligente Einkaufsentscheidungen / künstliche Intelligenz reduziert werden?

3. Mobilität

Mobilität ist ein unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens. Allerdings ist der Verkehr für rund ein Viertel der CO2-Emissionen und somit für den Ausstoß von mehr Treibhausgasen als jeder andere Sektor verantwortlich. Außerdem ist er die Hauptursache für Luftverschmutzung in den Städten. Um die Anforderungen des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen, müssen Verkehrsemissionen bereits jetzt bis spätestens 2050 um mindestens 50 % reduzieren.

Zu den größten Quellen verkehrsbedingter Treibhausgasemissionen (fast drei Viertel) gehören Straßenfahrzeuge. Der Rest stammt von Flugzeugen, Schiffen, Booten und Zügen sowie von Pipelines und Schmierstoffen. Viele Menschen sind im täglichen Leben auf ihr Auto angewiesen. Gleichzeitig ist die Art und Weise, wie wir ins Büro oder zum Einkaufen fahren, eine der wichtigsten Entscheidungen, die wir im Alltag in Bezug auf das Klima treffen müssen und die einen großen Einfluss auf unseren eigenen CO2-Fußabdruck hat.

Challenges:

Vision: In den letzten Jahren wurden neue Formen des Besitzes und der gemeinsamen Nutzung von Transportmitteln entwickelt. Daher besteht ein Bedarf an innovativen Lösungen im Verkehrssektor, um die Logistik effektiv und effizient zu organisieren und die Nutzung umweltfreundlicher Transportmittel zu erhöhen.

Für eine klimafreundliche Mobilität gelten die Prinzipien avoid - shift - improve (vermeiden - verlagern - verbessern).

Strategien zur Verkehrsvermeidung setzen beim Zweck des Verkehrs an. Einerseits müssen die Innenstädte und die Nahversorgung gestärkt und die Zersiedelung vermieden werden. Zum anderen gilt es, den Umstieg auf emissionsarme Mobilität wie Bahnfahren, Zufußgehen oder Radfahren zu erleichtern. Dazu bedarf es besserer Rahmenbedingungen für klimafreundliche Verkehrsträger, wie dem Ausbau der Infrastruktur für nachhaltige Mobilitätsformen, der Priorisierung umweltfreundlicher Verkehrsträger in der Verkehrsplanung und der Entwicklung innovativer Konzepte wie Sharing oder mikro-öffentlicher Verkehr, um eine Verlagerung des Verkehrs auch im ländlichen Raum zu ermöglichen.

Wo weder Vermeidungs- noch Verlagerungsstrategien umsetzbar sind, liegt der Fokus auf Effizienz und Ressourcenschonung durch neue Technologien

Wir suchen nach konkreten Lösungen für den Themenbereich Mobilität.

  1. Wie kann in deiner Stadt/Region bzw. in Österreich zukünftig eine klimafreundliche Mobilität in Bezug auf den öffentlichen Verkehr und den motorisierten Individualverkehr umgesetzt werden und welche Anreizsysteme sind dafür notwendig?
  2. a. Was sind innovative und nachhaltige Konzepte zur Reduzierung des Autoverkehrs?
    b. Wie können Arbeitnehmer*innen motiviert werden, nachhaltige Verkehrsmittel zu wählen?
    c. Wie kann die Wertschätzung und Nutzung von Carsharing erhöht werden?
    d. Wie kann die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln/Fahrrädern gesteigert werden?
    e. Wie können öffentliche Verkehrsmittel klimafreundlicher, attraktiver und effizienter gestaltet werden?
    f. Welche politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind notwendig?
  3. Wie kann Mikromobilität (E-Scooter, Citybikes etc.) dazu beitragen, die grüne Mobilität in deiner Stadt/Region bzw. Österreich zu erhöhen?