Wir müssen über Hunger reden

Hunger ist das größte lösbare Problem.

Jeden Tag sterben 24.000 Menschen daran – darunter 6.600 Kinder. Das ist eine erschütternde Realität. Vor allem, weil sie vermeidbar ist. Denn die Welt produziert längst genug Nahrung für alle. Hunger ist kein Mangel, sondern ein Versagen – politisch, wirtschaftlich, menschlich.

Obwohl die Zahlen entsetzlich sind, wird das Thema kaum gesehen. Niemand spricht darüber. Wir von SÜDWIND arbeiten gemeinsam mit Partnern in ganz Europa und im Globalen Süden daran, dass diese Ungerechtigkeit ein Ende hat und agrarökologische Alternativen Wirklichkeit werden. Mit Studien, Bildungsarbeit und politischem Druck zeigen wir, dass Hunger kein Schicksal ist. Er wird gemacht und kann beendet werden. Jetzt.

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Hungerbekämpfung & politischer Wille

Lange Zeit ging der weltweite Hunger zurück – doch seit einigen Jahren steigt er wieder deutlich an. Heute sind mehr als 700 Millionen Menschen chronisch unterernährt. Dabei produziert die Welt ausreichend Kalorien für alle. Das Problem ist nicht die Menge, sondern die ungerechte Verteilung. Armut, Krieg, Klimakrise und ein globales Handelssystem, das auf Ausbeutung basiert, verschärfen die Lage. Was fehlt, ist politischer Wille – nicht Lösungen. Nur 0,5 % der weltweiten Militärausgaben würden reichen, um den Hunger effektiv zu bekämpfen. Doch konkrete Maßnahmen bleiben aus, weil das Thema zu selten in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.

Monokultur & Überkonsum

Das globale Ernährungssystem basiert auf industrieller Landwirtschaft, Monokulturen, Pestiziden und globalisierten Lieferketten. Dieses System zerstört Böden, gefährdet die Artenvielfalt und befeuert die Klimakrise. Gleichzeitig verbrauchen wir im Globalen Norden unverhältnismäßig viele Ressourcen. 60 % der EU-Agrarflächen werden nicht für Lebensmittel, sondern für Tierfutter genutzt. Das heißt: Statt Menschen direkt zu ernähren, produzieren wir Futtermittel für einen überhöhten Fleischkonsum. Die Folgen spüren andere: Wälder werden gerodet, kleinbäuerliche Strukturen zerstört und ganze Regionen abhängig gemacht. Diese globale Schieflage ist weder ökologisch noch moralisch zu rechtfertigen.

Agrarökologie als Wegweiser für die Zukunft?

Das Konzept der Agrarökologie macht die sozial gerechte und nachhaltige Umgestaltung der Agrar- und Ernährungssysteme möglich. Dabei geht es um mehr als biologische Landwirtschaft, auch wenn es auf deren Prinzipien aufbaut: Es geht um einen Kreislauf, in dem Bodenfruchtbarkeit, Pflanzenwachstum, tierische Ernährung und menschlicher Konsum in wechselseitiger Beziehung stehen.

Dazu kommt: Die Kleinbäuer:innen und indigene Bevölkerungen rücken mit ihren Handlungen, Entscheidungen und Kulturen in den Mittelpunkt. Die Marktmacht von globalen Konzernen wird zurückgedrängt. Eine derartige Transformation fördert gesunde Ernährung, stärkt kleinstrukturierte Betriebe und unterstützt klimaangepasste Produktionsweisen. Besonders entscheidend: Sie sichert die Ernährung langfristig – auch für kommende Generationen – und stärkt den Erhalt und die Nutzung von lokalem Saatgut sowie durch den Aufbau regionaler Märkte im Globalen Süden.

Durch diese Rückgewinnung der Ernährungssouveränität kann Hunger mit all seinen negativen Folgeerscheinungen, sowohl in Bezug auf Krankheiten und auf die Entwicklung von Kindern, als auch auf Verteilungskämpfe global wirksam bekämpft werden. Agrarökologie ist ein wirksames Rezept für Gesundheit und Frieden

Studien produzieren Wissen

Auch wenn derzeit rationale Argumente nicht gerade Hochkonjunktur haben, wir brauchen fundiertes Wissen, um die Welt zu einem besseren Platz für alle zu machen. Um zu zeigen, dass nachhaltig und ausreichend Nahrungsmittel für alle produziert werden können, hat SÜDWIND eine Studie zum Thema Ernährungssicherheit beauftragt. Gudrun Glocker, Expertin für Ernährung und Lieferketten bei SÜDWIND beantwortet unsere Fragen.

Porträt von Gudrun Glocker

Wozu noch eine Studie – wissen wir nicht eh schon alles?

Wir hören laufend von Missständen und Umweltzerstörung in der Landwirtschaft und erleben Versorgungsengpässe durch Lieferschwierigkeiten, Krankheiten oder wetter- und klimabedingte Ernteausfälle. Diese Studie zeigt, wie eine nachhaltige Landwirtschaft den Planeten schützen und Millionen von Menschen gesundes Essen sichern kann. Konkret: Mit agrarökologischen Methoden kann die EU im Jahr 2050 rund 530 Millionen Menschen ernähren – das sind rund 80 Millionen mehr, als dann in der EU leben werden!

Was war die größte Überraschung für euch bei der Studie?

Wir wissen alle, dass ökologische Landwirtschaft immense Vorteile hat. Oft hören wir aber, dass nur durch industrielle Anbaumethoden die Weltbevölkerung ernährt werden kann. Unsere Studie zeigt aber, dass 100% Bio machbar ist, wenn man mehr Flächen zu Verfügung hat. Diese zusätzlichen Flächen werden frei, wenn wir den Fleischkonsum um 10% oder den Lebensmittelabfall um 25% reduzieren!

Resiliente Ernährungssysteme, kann man das kurz erklären?

Durch Anbaustrategien, die Dürreperioden und Klimaschwankungen besser abfedern und eine Diversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe können Ernteausfälle und Umsatzeinbußen reduziert werden. Kürzere Transportwege und Wertschöpfungsketten, lokale Produktionsweisen mit weniger Abhängigkeiten von globalen Konzernen und Ressourcenschonung haben wirtschaftliche und soziale Vorteile.

Forderungen

Wir kämpfen dafür

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Nahrung ist ein Menschenrecht

Die Bekämpfung des Hungers und die Wiedergewinnung der Ernährungssouveränität für alle muss zurück auf die politische Agenda.
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Entwicklungszusammenarbeit sichern

Keine Streichungen bei Förderungen von Entwicklungszusammenarbeit.
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Agrarökologie statt Agrobusiness

Nachhaltige, regionale Agrarökologie muss gestärkt werden. Kleinbäuerinnen und -bauern verdienen politische Unterstützung.
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Gegen Überkonsum und Verschwendung

Gezielte Maßnahmen gegen Überkonsum, falsche Ernährungsweisen und Lebensmittelverschwendung sind notwendig, um globale Ressourcen gerecht zu nutzen.
Frau erntet Mais
Viel Gemüse auf einem Tisch
Eine Kiste mit geernteten Tomaten im Feld
Mann bei der Ernte