Politik und Verantwortung

Was bringen Lieferketten-Gesetz, Existenzlohn und Safety Accord?

Die globalisierte Modeindustrie basiert noch immer auf einem System struktureller Ausbeutung. Billig produziert – oft unter gefährlichen Bedingungen – landen Textilien und Schuhe in europäischen Läden. Verantwortung übernehmen bisher nur wenige Akteure freiwillig. Deshalb braucht es verbindliche Regeln: für Unternehmen und die Politik .Ein starkes EU-Lieferkettengesetz kann zum Meilenstein für globale Gerechtigkeit werden – wenn es nicht bei Symbolpolitik bleibt, sondern die Rechte der Menschen am Anfang der Lieferkette ernst nimmt.

Lieferkettengesetze – endlich ein erster großer Schritt

Jahrelang konnten sich Unternehmen hinter komplexen Lieferketten verstecken – ohne Verantwortung für Ausbeutung, Umweltzerstörung oder gefährliche Arbeitsbedingungen zu übernehmen. Das ändert sich nun endlich: Mit dem deutschen Lieferkettengesetz, dem norwegischen Transparenzgesetz und dem EU-Lieferkettengesetz rückt unternehmerische Sorgfaltspflicht weltweit ins Zentrum der politischen Debatte.

Diese Gesetze sind ein wichtiger Durchbruch. Sie machen deutlich: Menschenrechte und Umweltschutz enden nicht an der Werkstor-Grenze. Doch damit sie echte Wirkung entfalten, müssen sie konsequent weiterentwickelt werden.

Die Clean Clothes Kampagne und Südwind setzen sich dafür ein, dass Lieferkettengesetze:

  • für alle Unternehmen gelten – unabhängig von Größe und Branche
  • existenzsichernde Löhne, Gewerkschaftsfreiheit und sichere Arbeitsbedingungen verbindlich machen
  • Betroffenen Zugang zu Recht und Entschädigung ermöglichen
  • alle Stufen der Lieferkette einbeziehen – auch Subunternehmen und Rohstofflieferanten

Existenzlohn statt Armut trotz Arbeit

Ein gesetzlicher Mindestlohn reicht in vielen Ländern bei weitem nicht zum Leben. Der von der Clean Clothes Kampagne geforderte Existenzlohn (Living Wage) ist ein Einkommen, das Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnung, Bildung und Gesundheit angemessen abdeckt – ohne zusätzliche Schulden.

Das Problem:

  • Löhne liegen in Ländern wie Bangladesch oder Indien teils 4–5 Mal unter dem Existenzminimum
  • Unternehmen drücken Preise – auf Kosten der Arbeiter:innen
  • Es fehlt politischer Wille, gesetzliche Rahmenbedingungen zu verbessern

Unsere Forderung:

  • Rechtlich verbindliche Verpflichtung von Unternehmen zur Zahlung existenzsichernder Löhne
  • Transparente Lohnberechnungen und öffentliche Berichterstattung
  • Tarifverhandlungen auf Augenhöhe, besonders mit lokalen Gewerkschaften

Safety Accord – ein Meilenstein mit Vorbildwirkung

Nach dem verheerenden Einsturz der Rana Plaza-Fabrik 2013 wurde auf Druck internationaler Kampagnen – darunter der Clean Clothes Kampagne – der Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh ins Leben gerufen.

Das Abkommen ist einzigartig, weil es:

  • Langfristige, globale Ausweitung des Safety Accord auf andere Produktionsländer
  • Verankerung von Sicherheitsstandards und Gewerkschaftsrechten in internationalen Lieferketten
  • Einbindung von Arbeiter:innen bei Planung und Kontrolle

Der Safety Accord hat nachweislich Leben gerettet – durch bessere Sicherheitsstandards, Schulungen und verpflichtende Sanierungen. Doch das Abkommen ist zeitlich befristet und muss immer wieder neu verhandelt werden.

Unsere Forderung:

  • Langfristige, globale Ausweitung des Safety Accord auf andere Produktionsländer
  • Verankerung von Sicherheitsstandards und Gewerkschaftsrechten in internationalen Lieferketten
  • Einbindung von Arbeiter:innen bei Planung und Kontrolle

  Für eine faire und nachhaltige Wirtschaft!​

Unser Einsatz für faire Löhne entlang der gesamten Lieferkette.