Die Seglerin

Der Verein Südwind Entwicklungspolitik Wien vergibt den Preis "Die Seglerin" und zeichnet damit Menschen aus, die sich lebenslang entwicklungspolitisch engagieren und sich für Gerechtigkeit in der Welt einsetzen.

Kriterien für die Verleihung „Die Seglerin“

Die Verleihung "Die Seglerin" können jene Personen erhalten, die es sich zu ihrem Lebenswerk gemacht haben, Engagement im und für den globalen Süden zu beweisen, sowie die Perspektive des globalen Südens in Österreich einzubringen. Ein essenzieller Faktor ist hier die Ehrenamtlichkeit dieser Tätigkeiten. Seglerinnen achten auf die positive, sowie nachhaltige Wirkung ihres Schaffens und stellen außerdem nicht sich selbst, sondern die Themen in den Vordergrund. Diese werden vorangetrieben und auch in schwierigen Zeiten weiterverfolgt. Ein weiterer Punkt ist das sogenannte "Brückenbauen" - es gilt neue Personen in das Handeln einzubauen, aber auch verschiedene Gruppierungen zu verbinden. Last but not least setzen sich Seglerinnen für Gendergerechtigkeit ein.

Die Seglerinnen

Edeltraud Novy & Rupert Helm-Wakolbinger
2023

Traude Novy wurde 1940 in Wien geboren ist ausgebildete Pastoralassistentin und Erwachsenenbildnerin und war jahrzehntelang vielfältig engagiert für Verteilungs- und Geschlechtergerechtigkeit. U.a. zählt Traude Novy zu den Gründer:innen bzw. den Vertreter:innen von Gründungsorganisationen von „Fairtrade Austria“ im Jahr 1993 - in ihrer damaligen Funktion als stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö). „Die kfb-Frauen haben wesentlich dazu beigetragen, fair gehandelten Kaffee in Österreich in die Läden zu bringen, indem sie als Konsumentinnen überall in Österreich konsequent nachgefragt haben“, erinnert sich Traude Novy, stellvertretende Vorsitzende der kfbö von 1993 bis 1999.

Die Erfahrungen in der Katholischen Frauenbewegung waren mit Ausgangspunkt weiteren Engagements Novys für globale Verteilungsgerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit: Bis 2001 war sie Kuratoriumsmitglied des Afro-Asiatischen Instituts in Wien, von 1999 bis 2005 stellvertretende Vorsitzende der AGEZ, der Vorläuferin der AG globale Verantwortung, von 2001 bis 2007 Vorsitzende von „Fairtrade Austria“, bis 2018 dort Delegierte der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, einige Jahre lang im Vorstand von Oikocredit Österreich, das als Finanzinstitut zur ethischen Veranlagung von Geld u.a. auch von der kfb früh unterstützt wurde, Mitbegründerin von WIDE Österreich, das von der kfb mitgetragene „Netzwerk für Frauenrechte und entwicklungspolitische Perspektiven“, sowie der WIDE-Arbeitsgruppe „Frauen und Wirtschaft“, dem Verein „Joan Robinson – Verein zur Förderung frauengerechter Verteilung ökonomischen Wissens“.

Gegenwärtig ist Trade Novy in der kfb Wien, bei WIDE und dem Verein „Joan Robinson“ aktiv, sie wirkt als Erwachsenenbildnerin und Autorin und verfasst regelmäßig Blogbeiträge für die Katholische Aktion Wien.

 

 

Rupert Helm-Wakolbinger wurde 1956 in Oberösterreich geboren und ist gelernter Werkzeugmacher und Maschinenschlosser. In seiner Voest-Lehrzeit hat Pert in einer Lehrlingszeitung mitgewirkt, später in der Linzer Schiffswerft war er als Betriebsrat aktiv. Ab 1973 engagierte er sich in der  KAJ (Katholischen Arbeiterjugend Österreichs), zunächst ehrenamtlich, dann bis 1985 hauptamtlich als Bundessekretär. Jute statt Plastik, Chile-Solidarität und aushelfen im Linzer Weltladen waren schon in dieser Zeit Anknüpfungspunkte zum ÖIE.

Schließlich startete 1986 das enge Band mit dem Südwind - genauer: Mit der Südwind Buchwelt, in der Helm-Wakolbinger das Marketing und die Verlagsauslieferung schupfte und schließlich auch als Geschäftsführer das Schiff lenkte. Von 1994-2015 war Pert darüber hinaus noch die kaufmännische Leitung des Südwind Magazins. 2001 machte er sich mit einem IT-Unternehmen selbständig und servisierte damit in den folgenden 20 Jahren die Wiener NGO-Szene. Von der Gründung 1992 bis 2003 arbeitete er im Vorstand von Fairtrade mit, in den folgenden Jahren bis 2019 blieb er Fairtrade als Rechnungsprüfer erhalten.

Pert war in einer, für den für Südwind-Bundesverein schwierigen Phase stellvertretender Geschäftsführer und in einer späteren Phase für ein gutes Jahrzehnt Aufsichtsrat in der Südwind-Agentur. Als solcher ist er auch in der Buchhandlung-Südwind seit mehr als 15 Jahren aktiv.

Der anstrengendste und erfreulichste Tag des Jahres – und für uns als Verein ganz besonders schön - war für Pert jeweils das Südwind-Straßenfest, 34 mal hat er organisiert, elektrifiziert oder mitgearbeitet.

Auch wenn Pert immer bescheiden ist und stets auf ein Team verweist: Ohne ihn hätte das Straßenfest einfach nie umgesetzt werden können!

 

DANKE, DANKE für alles!

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Ilse Hanak
2021

Ilse Hanak wurde 1933 in Wien geboren. Nach ihrem Anglistik Studium zog sie nach Salzburg. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit standen Frauenrechte in der Entwicklungszusammenarbeit und -politik sowie der Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung gegenüber Frauen. Seit 1973 hat Hanak zahlreiche Reisen nach Subsahara-Afrika, Lateinamerika, Indien und Ostasien unternommen und war in entwicklungspolitischen Initiativen und Gremien höchst aktiv. Einige Highlights: 1976 war sie Mitbegründerin der Selbstbesteuerungsgruppe Erklärung von Salzburg für solidarische Entwicklung für Projekte in Afrika und Lateinamerika (EVS), 1979 Gründungsmitglied der Regionalgruppe Salzburg des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE, heute Südwind). 

Als Initiatorin der Städtepartnerschaft Salzburg-Singida oder im Rahmen ihrer Tätigkeiten des Evangelischen Arbeitskreises für Weltmission (EAWM) des Entwicklungspolitischen Beirats des Landes Salzburg oder als langjähriges Mitglied bei WIDE (dem entwicklungspolitischen Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven) engagierte sich Hanak unermüdlich für globale Gerechtigkeit. 1955 erschien ihr erstes Buch „Frauen in Afrika: „… ohne uns geht gar nichts!“, 1999 veröffentlichte sie „Auf dem Weg zu uns selbst“. Diese Motivation treibt sie auch heute an: „Es hat auf jeden Fall Sinn etwas zu tun, sonst wäre alles noch ärger! Ich finde, man muss einfach daran glauben, dass es irgendwie doch besser wird und wir müssen auf dieser Linie weiterarbeiten solange wir können.“

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Maria Szentpetery
2019

Die 1946 in Oberösterreich geborene Pionierin des Fairen Handels wurde in ihrer Jugend durch die Katholische Arbeiter- und Arbeiterinnenjugend mit deren Aktionen für Vietnam geprägt und politisiert. In den 70er Jahren begann sie den Weltladen in Linz mit aufzubauen. Dank ihrer professionellen Führung avancierte dieser rasch zu einem führenden Fachgeschäft für Fairen Handel; fungierte aber auch als Anlaufstelle und Sammelpunkt für entwicklungspolitische Aktionen in der Region. Frau Szentpetery gab dem Vorgänger von Südwind, dem ÖIE (Österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik) in ihrem Weltladen in Linz eine Heimat; sie war jahrelang ehrenamtliches Mitglied des Südwind Bundesvorstandes und Gründungsmitglied der ARGE (Dritte-)Welt-Läden. Bis heute fehlt Maria Szentpetery bei keiner kritischen Veranstaltung, mahnt zum aktiven Engagement und zur Empathie. Seit 2015 engagiert sie sich verstärkt in der Flüchtlingsbewegung. Um Beliebtheit oder Anerkennung geht es ihr dabei nicht – sondern um den unermüdlichen Einsatz für globale Gerechtigkeit und Fairness und um ihr Leitmotiv, dass es mehr als genug zu tun gibt – für jeden von uns.

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Fresia Dagach
2018

Fresia Dagach, geboren und aufgewachsen in Santiago de Chile, kam als politischer Flüchtling mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in den 1970er nach Österreich. Bevor sie vor der Diktatur Pinochets flüchten musste, war sie unter der Allende Regierung im öffentlichen chilenischen Fernsehen tätig. Das Leben im Exil hat sie in vielerlei Hinsichten geprägt. Noch heute lebt sie in Wiens größtem „Flüchtlingsdorf“ Macondo, wo sie den Dialog zwischen den Kulturen seit mehr als 40 Jahren mitprägt. Fresia Dagach war in den letzten 40 Jahren eine sehr umtriebige Frau. Sie gründete mehrere Lateinamerikanische Vereine, organisierte internationale Konferenzen, schrieb Filmideen wie „die entwicklungschilenische Frau im Exil“. Seit den 1980er Jahren engagiert sie sich bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Seit 1989 ist Fresia Dagach für Südwind Niederösterreich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit tätig. Von 2004 bis 2017 war sie Obfrau des Vereins Südwind Niederösterreich Süd und engagiert sich seitdem als Ehrenobfrau. Ihre Liebe zum Theater ist ihr bis heute geblieben. Als Regisseurin für zahlreiche Forumstheaterproduktionen war und ist sie überregional bekannt.

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Inge Jäger
2017

Inge Jäger hat Solidarität nicht nur gepredigt sondern selbst gelebt. Die zweifache Mutter und ehemalige Nationalratsabgeordnete aus Eferding engagiert sich seit den 1970er Jahren über die Parteigrenzen hinweg in der Friedensund Entwicklungspolitik. Als Geschäftsführerin des Informationsdienstes für Entwicklungspolitik Oberösterreich schaffte sie Bewusstsein für globale Zusammenhänge und soziale Ungerechtigkeiten. Als Nationalratsabgeordnete fungierte sie von 1995 bis 2002 als entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ und setzte sich für faire Handelsbeziehungen mit dem Globalen Süden ein. Sie gründete die AWEPA Sektion (European Parliamentarians for Africa) im österreichischen Parlament und initiierte das Projekt „Parlamentarischer NordSüdDialog“ mit dem Ziel demokratische Strukturen in Afrika zu stärken und das entwicklungspolitische Bewusstsein österreichischer ParlamentarierInnen zu schärfen. Als ehrenamtliche Vorsitzende des Südwind Bundesvereins mobilisierte Inge Jäger zivilgesellschaftliche Allianzen, um transnationale Konzerne in die Pflicht zu nehmen. Ihr Zugang war stets, hier in Österreich etwas zu bewegen, denn unser Handeln und unsere Entscheidungen beeinflussen auch die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Menschen im Globalen Süden. Wir finden ihr jahrzehntelanges Engagement beeindruckend und wünschen Inge Jäger noch viele solidarische und umtriebige Jahre im Einsatz für globale soziale Gerechtigkeit.

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Hermann Klosius
2016

Hermann Klosius versucht seit mehr als 40 Jahren den Stimmen und Sichtweisen lateinamerikanischer oppositioneller Bewegungen hierzulande Gehör zu verschaffen. Er ist Mitbegründer der Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA), die 1976 gegründet wurde, war jahrelang Südwind Magazin-Redakteur und ist nach wie vor als Redakteur für „Lateinamerika anders“ tätig: „Am Beispiel Lateinamerikas lassen sich Entwicklungen aufzeigen, von denen, wenn auch in bisher weniger dramatischer Form, auch unsere Gesellschaften betroffen sind, etwa die katastrophalen sozialen Folgen der dort besonders extremen Ungleichverteilung des Reichtums. Und wir können auch von den Widerstandsformen lernen, die diverse soziale Bewegungen Lateinamerikas gegen diese soziale Ungleichheit entwickelt haben“, erklärt Klosius seinen unermüdlichen Einsatz für diesen Teil der Welt. Auch beim Verein Guatemala-Solidarität ist er seit Jahrzehnten tätig. Sein Wunsch für die Zukunft? Auch dieser ist von Solidarität geprägt: „(…) dass das Recht aller Menschen auf Leben und eine selbstbestimmte Entwicklung respektiert wird. Die Solidarität zwischen den Völkern kann sich dann auf die wesentlichen Zukunftsfragen der Menschheit konzentrieren, auf die Gestaltung von globalen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, die allen ein Leben in Würde und ohne Gefährdung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen ermöglicht.“ Wir finden sein selbstloses und beharrliches Engagement sehr beindruckend und wünschen ihm noch viele solidarische und umtriebige Jahre in seinem Einsatz für die globale soziale Gerechtigkeit.

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Irmi Salzer
2015

Irmi Salzer studierte Landschaftsplanung und Landschaftsgestaltung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach längeren Studienreisen nach Costa Rica, Moskau und Portugal begann sie 1995 in einem kollektiv geführten Biogemüsebaubetrieb in Sooß bei Baden zu arbeiten. Seit 2002 betreibt Salzer gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und drei Kindern eine kleine Biolandwirtschaft im Südburgenland. Von 2006 bis 2015 war sie Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Bergbauernvereinigung – Via Campesina Austria.  Sie engagiert sich gegenwärtig in der Bewegung für Ernährungssouveränität Nyeleni Österreich und Europa, und ist für die Kampagne "TTIP stoppen" aktiv.

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Sigrun Berger
2014

Sigrun Berger lebte und engagierte sich ehrenamtlich von 1964 – 1973 mit ihrer Familie in Bolivien und Chile. In Chile, in den Stadtrandsiedelungen von Santiago, wirkte sie in Zusammenarbeit mit Frauengruppen bei der Errichtung von Kindergärten und dem Aufbau einer medizinischen Versorgung mit. Wenige Wochen nach dem Militärputsch in Chile 1973 musste sie mit ihrer Familie das Land verlassen. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich widmete sich Sigrun Berger der Betreuung von chilenischen Flüchtlingen und der Solidaritätsarbeit mit Chile und Nicaragua. Sie schreibt über ihre Zeit in Bolivien und Chile: „Es waren wunderbare Jahre, voll von Begegnungen und Arbeit, von Ängsten und mitgetragenen Hoffnungen. Ich empfand Hilflosigkeit bei der Not, der ich begegnet bin, doch überwog die Hoffnung, und ich sah die Fähigkeit, Leiden zu ertragen, und die große Liebe zum Leben.“ Sigrun Berger, Mutter von sechs leiblichen und zwei adoptierten Kindern, ist Mitbegründerin des Vereins Frauensolidarität, der Chile-Solidaritätsfront, der Gruppe „Christen für Chile“ und des Hilfskomitees für Nicaragua. Sie gab gemeinsam mit ihrem Mann Herbert Berger das Buch „Zerstörte Hoffnung, gerettetes Leben. Chilenische Flüchtlinge und Österreich“ heraus. In diesem Buch erzählen neun Frauen und zwölf Männer, die in den Siebzigerjahren als politische Flüchtlinge von Chile nach Österreich kamen und hier ihre zweite Heimat fanden, aus ihrem Leben. Die ProtagonistInnen berichten über ihre Verfolgung durch die Diktatur, die Flucht nach Österreich und den Neubeginn in einem für sie völlig fremden Land.

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