Die Seglerin

Der Verein Südwind Entwicklungspolitik Wien vergibt den Preis "Die Seglerin" und zeichnet damit Menschen aus, die sich lebenslang entwicklungspolitisch engagieren und sich für Gerechtigkeit in der Welt einsetzen.

Kriterien für die Verleihung „Die Seglerin“

Die Verleihung "Die Seglerin" können jene Personen erhalten, die es sich zu ihrem Lebenswerk gemacht haben, Engagement im und für den globalen Süden zu beweisen, sowie die Perspektive des globalen Südens in Österreich einzubringen. Ein essenzieller Faktor ist hier die Ehrenamtlichkeit dieser Tätigkeiten. Seglerinnen achten auf die positive, sowie nachhaltige Wirkung ihres Schaffens und stellen außerdem nicht sich selbst, sondern die Themen in den Vordergrund. Diese werden vorangetrieben und auch in schwierigen Zeiten weiterverfolgt. Ein weiterer Punkt ist das sogenannte "Brückenbauen" - es gilt neue Personen in das Handeln einzubauen, aber auch verschiedene Gruppierungen zu verbinden. Last but not least setzen sich Seglerinnen für Gendergerechtigkeit ein.

Die Seglerinnen

Ilse Hanak
2021

Ilse Hanak wurde 1933 in Wien geboren. Nach ihrem Anglistik Studium zog sie nach Salzburg. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit standen Frauenrechte in der Entwicklungszusammenarbeit und -politik sowie der Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung gegenüber Frauen. Seit 1973 hat Hanak zahlreiche Reisen nach Subsahara-Afrika, Lateinamerika, Indien und Ostasien unternommen und war in entwicklungspolitischen Initiativen und Gremien höchst aktiv. Einige Highlights: 1976 war sie Mitbegründerin der Selbstbesteuerungsgruppe Erklärung von Salzburg für solidarische Entwicklung für Projekte in Afrika und Lateinamerika (EVS), 1979 Gründungsmitglied der Regionalgruppe Salzburg des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE, heute Südwind). 

Als Initiatorin der Städtepartnerschaft Salzburg-Singida oder im Rahmen ihrer Tätigkeiten des Evangelischen Arbeitskreises für Weltmission (EAWM) des Entwicklungspolitischen Beirats des Landes Salzburg oder als langjähriges Mitglied bei WIDE (dem entwicklungspolitischen Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven) engagierte sich Hanak unermüdlich für globale Gerechtigkeit. 1955 erschien ihr erstes Buch „Frauen in Afrika: „… ohne uns geht gar nichts!“, 1999 veröffentlichte sie „Auf dem Weg zu uns selbst“. Diese Motivation treibt sie auch heute an: „Es hat auf jeden Fall Sinn etwas zu tun, sonst wäre alles noch ärger! Ich finde, man muss einfach daran glauben, dass es irgendwie doch besser wird und wir müssen auf dieser Linie weiterarbeiten solange wir können.“

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Maria Szentpetery
2019

Die 1946 in Oberösterreich geborene Pionierin des Fairen Handels wurde in ihrer Jugend durch die Katholische Arbeiter- und Arbeiterinnenjugend mit deren Aktionen für Vietnam geprägt und politisiert. In den 70er Jahren begann sie den Weltladen in Linz mit aufzubauen. Dank ihrer professionellen Führung avancierte dieser rasch zu einem führenden Fachgeschäft für Fairen Handel; fungierte aber auch als Anlaufstelle und Sammelpunkt für entwicklungspolitische Aktionen in der Region. Frau Szentpetery gab dem Vorgänger von Südwind, dem ÖIE (Österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik) in ihrem Weltladen in Linz eine Heimat; sie war jahrelang ehrenamtliches Mitglied des Südwind Bundesvorstandes und Gründungsmitglied der ARGE (Dritte-)Welt-Läden. Bis heute fehlt Maria Szentpetery bei keiner kritischen Veranstaltung, mahnt zum aktiven Engagement und zur Empathie. Seit 2015 engagiert sie sich verstärkt in der Flüchtlingsbewegung. Um Beliebtheit oder Anerkennung geht es ihr dabei nicht – sondern um den unermüdlichen Einsatz für globale Gerechtigkeit und Fairness und um ihr Leitmotiv, dass es mehr als genug zu tun gibt – für jeden von uns.

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Fresia Dagach
2018

Fresia Dagach, geboren und aufgewachsen in Santiago de Chile, kam als politischer Flüchtling mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in den 1970er nach Österreich. Bevor sie vor der Diktatur Pinochets flüchten musste, war sie unter der Allende Regierung im öffentlichen chilenischen Fernsehen tätig. Das Leben im Exil hat sie in vielerlei Hinsichten geprägt. Noch heute lebt sie in Wiens größtem „Flüchtlingsdorf“ Macondo, wo sie den Dialog zwischen den Kulturen seit mehr als 40 Jahren mitprägt. Fresia Dagach war in den letzten 40 Jahren eine sehr umtriebige Frau. Sie gründete mehrere Lateinamerikanische Vereine, organisierte internationale Konferenzen, schrieb Filmideen wie „die entwicklungschilenische Frau im Exil“. Seit den 1980er Jahren engagiert sie sich bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Seit 1989 ist Fresia Dagach für Südwind Niederösterreich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit tätig. Von 2004 bis 2017 war sie Obfrau des Vereins Südwind Niederösterreich Süd und engagiert sich seitdem als Ehrenobfrau. Ihre Liebe zum Theater ist ihr bis heute geblieben. Als Regisseurin für zahlreiche Forumstheaterproduktionen war und ist sie überregional bekannt.

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Inge Jäger
2017

Inge Jäger hat Solidarität nicht nur gepredigt sondern selbst gelebt. Die zweifache Mutter und ehemalige Nationalratsabgeordnete aus Eferding engagiert sich seit den 1970er Jahren über die Parteigrenzen hinweg in der Friedensund Entwicklungspolitik. Als Geschäftsführerin des Informationsdienstes für Entwicklungspolitik Oberösterreich schaffte sie Bewusstsein für globale Zusammenhänge und soziale Ungerechtigkeiten. Als Nationalratsabgeordnete fungierte sie von 1995 bis 2002 als entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ und setzte sich für faire Handelsbeziehungen mit dem Globalen Süden ein. Sie gründete die AWEPA Sektion (European Parliamentarians for Africa) im österreichischen Parlament und initiierte das Projekt „Parlamentarischer NordSüdDialog“ mit dem Ziel demokratische Strukturen in Afrika zu stärken und das entwicklungspolitische Bewusstsein österreichischer ParlamentarierInnen zu schärfen. Als ehrenamtliche Vorsitzende des Südwind Bundesvereins mobilisierte Inge Jäger zivilgesellschaftliche Allianzen, um transnationale Konzerne in die Pflicht zu nehmen. Ihr Zugang war stets, hier in Österreich etwas zu bewegen, denn unser Handeln und unsere Entscheidungen beeinflussen auch die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Menschen im Globalen Süden. Wir finden ihr jahrzehntelanges Engagement beeindruckend und wünschen Inge Jäger noch viele solidarische und umtriebige Jahre im Einsatz für globale soziale Gerechtigkeit.

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Hermann Klosius
2016

Hermann Klosius versucht seit mehr als 40 Jahren den Stimmen und Sichtweisen lateinamerikanischer oppositioneller Bewegungen hierzulande Gehör zu verschaffen. Er ist Mitbegründer der Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA), die 1976 gegründet wurde, war jahrelang Südwind Magazin-Redakteur und ist nach wie vor als Redakteur für „Lateinamerika anders“ tätig: „Am Beispiel Lateinamerikas lassen sich Entwicklungen aufzeigen, von denen, wenn auch in bisher weniger dramatischer Form, auch unsere Gesellschaften betroffen sind, etwa die katastrophalen sozialen Folgen der dort besonders extremen Ungleichverteilung des Reichtums. Und wir können auch von den Widerstandsformen lernen, die diverse soziale Bewegungen Lateinamerikas gegen diese soziale Ungleichheit entwickelt haben“, erklärt Klosius seinen unermüdlichen Einsatz für diesen Teil der Welt. Auch beim Verein Guatemala-Solidarität ist er seit Jahrzehnten tätig. Sein Wunsch für die Zukunft? Auch dieser ist von Solidarität geprägt: „(…) dass das Recht aller Menschen auf Leben und eine selbstbestimmte Entwicklung respektiert wird. Die Solidarität zwischen den Völkern kann sich dann auf die wesentlichen Zukunftsfragen der Menschheit konzentrieren, auf die Gestaltung von globalen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, die allen ein Leben in Würde und ohne Gefährdung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen ermöglicht.“ Wir finden sein selbstloses und beharrliches Engagement sehr beindruckend und wünschen ihm noch viele solidarische und umtriebige Jahre in seinem Einsatz für die globale soziale Gerechtigkeit.

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Irmi Salzer
2015

Irmi Salzer studierte Landschaftsplanung und Landschaftsgestaltung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach längeren Studienreisen nach Costa Rica, Moskau und Portugal begann sie 1995 in einem kollektiv geführten Biogemüsebaubetrieb in Sooß bei Baden zu arbeiten. Seit 2002 betreibt Salzer gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und drei Kindern eine kleine Biolandwirtschaft im Südburgenland. Von 2006 bis 2015 war sie Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Bergbauernvereinigung – Via Campesina Austria.  Sie engagiert sich gegenwärtig in der Bewegung für Ernährungssouveränität Nyeleni Österreich und Europa, und ist für die Kampagne "TTIP stoppen" aktiv.

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Sigrun Berger
2014

Sigrun Berger lebte und engagierte sich ehrenamtlich von 1964 – 1973 mit ihrer Familie in Bolivien und Chile. In Chile, in den Stadtrandsiedelungen von Santiago, wirkte sie in Zusammenarbeit mit Frauengruppen bei der Errichtung von Kindergärten und dem Aufbau einer medizinischen Versorgung mit. Wenige Wochen nach dem Militärputsch in Chile 1973 musste sie mit ihrer Familie das Land verlassen. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich widmete sich Sigrun Berger der Betreuung von chilenischen Flüchtlingen und der Solidaritätsarbeit mit Chile und Nicaragua. Sie schreibt über ihre Zeit in Bolivien und Chile: „Es waren wunderbare Jahre, voll von Begegnungen und Arbeit, von Ängsten und mitgetragenen Hoffnungen. Ich empfand Hilflosigkeit bei der Not, der ich begegnet bin, doch überwog die Hoffnung, und ich sah die Fähigkeit, Leiden zu ertragen, und die große Liebe zum Leben.“ Sigrun Berger, Mutter von sechs leiblichen und zwei adoptierten Kindern, ist Mitbegründerin des Vereins Frauensolidarität, der Chile-Solidaritätsfront, der Gruppe „Christen für Chile“ und des Hilfskomitees für Nicaragua. Sie gab gemeinsam mit ihrem Mann Herbert Berger das Buch „Zerstörte Hoffnung, gerettetes Leben. Chilenische Flüchtlinge und Österreich“ heraus. In diesem Buch erzählen neun Frauen und zwölf Männer, die in den Siebzigerjahren als politische Flüchtlinge von Chile nach Österreich kamen und hier ihre zweite Heimat fanden, aus ihrem Leben. Die ProtagonistInnen berichten über ihre Verfolgung durch die Diktatur, die Flucht nach Österreich und den Neubeginn in einem für sie völlig fremden Land.

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