Die COVID-19 Pandemie hat die Benachteiligung von Menschen mit Migrationsbiographien verstärkt, da viele nur begrenzten Zugang zu sozialem Schutz hatten und Schwierigkeiten hatten, an Gesundheitsinformationen zu gelangen. Viele lokale Behörden haben ihre Dienstleistungen angepasst und Notmaßnahmen ergriffen, aber Menschen mit Migrationsbiographien wurden oft ausgeschlossen. Berichte der EU betonen die Notwendigkeit, integrative Dienstleistungen und Informationen für Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund bereitzustellen. Öffentliche Behörden und zivilgesellschaftliche Organisationen spielen eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Dienstleistungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen kann zu umfassenden Antworten auf diese Herausforderungen führen und den sozialen Zusammenhalt stärken.

Das Hauptziel des ASAP-Projekts besteht darin, die Verfügbarkeit und Qualität von Informationen sowie den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen für Drittstaatsangehörige zu verbessern. Hierbei sollen bestehende Hindernisse identifiziert und verringert werden, während gleichzeitig neue vielversprechende Praktiken gefördert werden. Das Projekt ASAP unterstützt lokale Behörden und zivilgesellschaftliche Organisationen in sechs europäischen Ländern bei der Umsetzung wirksamer Praktiken in den Bereichen Beschäftigung, Wohnen, Bildung und Gesundheit für Menschen mit Migrationsbiographien. Der Grazer Migrant:innenbeirat stellt wertvolle Erfahrungen zur Verfügung und setzt das Projekt gemeinsam mit Südwind in Österreich um.

Studie

Im Rahmen des EU-AMIF-Projekts „ASAP - Accessing Services, Sharing Approaches and Practices" wurde eine partizipative Bedarfsanlyse durchgeführt. Die vorliegende Studie befasste sich einerseits mit der Frage, welche Hürden Drittstaatsangehörige im Bezug auf Dienstleistungsservices im Bereich Gesundheit, Beschäftigung, Wohnen und Bildung sehen und wo sie sich Unterstützung wünschen. Anderseits wurde erhoben, wie Dienstleistungsanbieter:innen und zivilgesellschaftliche Organisationen in Graz/Österreich bei der Umsetzung effektiver und replizierbarer Praktiken unterstützt werden könnten, um den Bedürfnissen von Drittstaatsangehörigen in den Bereichen Beschäftigung, Wohnen, Bildung und Gesundheit gerecht zu werden.

Die gesamte Studie ist hier abrufbar.

Netzwerk-Treffen

Als Antwort auf die in der Bedarfsanalyse geäußerten Herausforderungen wurden fünf Multi-Stakeholder-Treffen organisiert, die als Netzwerk-Treffen dienten, um Informationen zu teilen, Stakeholder zu vernetzen und Ideen zu schmieden. Die Treffen wurden in Kooperation mit dem Migrant:innenbeirat Graz organisiert und fanden im ersten Halbjahr 2023 statt. Die Ziele der Treffen waren das Netzwerken sowie das Entwickeln und Bearbeiten von Ideen, um den Zugang zu Dienstleistungen für Drittstaatsangehörige zu erleichtern. Nicht zuletzt ging es darum, wie die zahlreichen entstandenen Ideen in die Praxis umgesetzt werden könnten.

Ein paar Eindrücke der Netzwerk-Treffen: 

 

Capacity Building – Trainings für zivilgesellschaftliche Vereine und Behörden

Im Rahmen des Projekts werden im Jahr 2023 Trainings für zivilgesellschaftliche Vereine und für Behörden angeboten.  

Das Argumentationstraining gegen diskriminierende Parolen bietet ein Übungsfeld für Gegenstrategien und Argumentation gegen sexistische, rassistische und homophobe Parolen. Anhand von Analysen der emotionalen, rhetorischen und sachlichen Ebene werden in simulierten Diskussionssituationen treffende Argumente und Kommunikationsstrategien erprobt. Ebenfalls werden psychologische Hintergründe von Vorurteilen, Diskriminierung sowie aggressivem und autoritärem Verhalten geklärt.

Wer kennt sie nicht, die Situationen, in denen uns rassistische, frauenfeindliche oder nationalpatriotische Sprüche völlig ratlos zurücklassen? Nicht nur im Privat- und Berufsleben, nicht nur in der Kneipe, sondern auch in der Politik scheinen Fremdenfeindlichkeit und Sexismus wieder salonfähig zu sein.

Die besten Argumente gegen verletzende Worte fallen uns oft erst im Nachhinein ein. Denn zuerst steigt die Wut hoch, das Gefühl der Ohnmacht.

Das Hauptziel dieser Trainings ist: Aus der Ohnmacht herauszukommen und diskriminierende Aussagen zu bekämpfen!

Die Schulung befasst sich mit Fragen wie z. B.: Was können wir tun, um solchen Parolen entgegenzuwirken und Diskriminierung, Rassismus und Hassreden zu bekämpfen?

Wie können wir Zivilcourage und engagiertes Handeln im Alltag fördern?

Abgerundet wird die Veranstaltung durch die Beschäftigung mit der Frage, welche Motive uns in welcher Situation individuell dazu bewegen, zu intervenieren und den abwertenden Parolen "Contra zu geben".

Im Frühjahr 2023 wurden bereits Trainings durchgeführt, weitere Workshops sind für Herbst 2023 geplant. 

Konferenz der Migrant:innenvereine Graz

Im Rahmen des Projekts ASAP hat der Migrant:innenbeirat Graz die Konferenz der Migrant:innenvereine 2023 zum Thema: „Barrieren in der Schulbildung mit besonderem Fokus auf Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte“ veranstaltet.

Der Fokus wurde auf Kinder und Jugendliche mit Migrationsbiographien gelegt. Das Recht auf Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, das betont, dass Bildung für alle ohne Diskriminierung zugänglich sein sollte. Ein Vortrag von Mag.a Dr.in Medina Velić gab den Anstoß zu einer lebhaften Diskussion und Reflexion über die Hindernisse in der schulischen Bildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Herausforderungen und Chancen-Ungleichheit sowie Diskriminierung im Bildungsbereich wurden behandelt. In intensiven Diskussionen wurden folgende Fragen behandelt: Welche Informationen benötigen neu zugezogene Eltern über das österreichische Schul- und Bildungssystem? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Eltern und Schüler:innen mit Migrationshintergrund in Graz konfrontiert? Wie frei von Diskriminierung ist die Schule? Wie ist die aktuelle Situation für Schüler:innen mit Migrationsbiographien an Grazer Schulen? Was muss getan werden, um die Situation der Schüler:innen zu verbessern?

Weitere Infos zur Konferenz: https://www.graz.at/cms/beitrag/10411704/7771526/Konferenz_der_Migrantinnenvereine.ht

Ein paar Eindrücke der Konferenz:

 

© Migrant:innenbeirat Graz
© Migrant:innenbeirat Graz
© Migrant:innenbeirat Graz
© Migrant:innenbeirat Graz

Weitere Aktivitäten, die 2023 umgesetzt werden

  • Seminarreihe zu Informationsbeschaffung für Menschen mit Migrationsbiographie in Graz zu den Themen Gesundheitssystem, Kinderbetreuung, Sozialsystem, Beschäftigung - im Herbst 2023, durchgeführt im Seddwell Center Graz
  • Unterstützung eines geplanten Welcome Centers in Graz (Eröffnung Herbst 2023)
  • weitere Trainings für Behörden und zivilgesellschaftliche Organisationen
  • Erstellung eines Informationskits (inkl. Videos, Factsheets, Infofolder) für Drittstaatsangehörige, um leichteren Zugang zu Informationen und Dienstleistungen zu gewährleisten

ASAP - Accessing services, Sharing Approaches and Practices

ist ein AMIF - Projekt, koordiniert von COSPE (Italien) in Zusammenarbeit mit SOCIOLAB Società cooperativa – impresa sociale (Italien), ANCI TOSCANA (Italien), SÜDWIND (Österreich), MIB – Migrantinnenbeirat Graz (Österreich), SSF – Solidaridad Sin Fronteras (Spanien), SYMBIOSIS (Griechenland), CMS - Udruge Centar Za Mirovne Studije (Kroatien), WUT – Universitatea de Vest din Timisoara (Rumänien), LOGS – Asociatia Logs Grup De Initiative Sociale (Rumänien).

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Das Projekt ASAP wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union finanziert. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung der ASAP-Projektpartner*innen wieder und liegt in deren alleiniger Verantwortung. Die Europäische Kommission übernimmt keine Verantwortung für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen.