Guatemala

Das mittelamerikanische Land Guatemala ist den Auswirkungen der Klimakrise besonders stark ausgesetzt. Die Gründe dafür sind seine geographische Lage, seine Anfälligkeit für Katastrophen, starke Klimaschwankungen sowie die institutionellen und sozio-ökonomischen Probleme im

Land. Das Land befindet sich in einer semi-ariden Region, die als „Dry Corridor“ bekannt ist. Die Klimakrise hat in dieser Gegend besonders schwerwiegende Auswirkungen, wie wiederholte Dürren, extreme Regenfälle und schwere Überschwemmungen.

Entwaldung, Monokulturen und Bergbau führen zu Trinkwassermangel

Die Menschen in Guatemala leiden vor allem an den sich verschlechternden Umweltbedingungen. Zwar gibt es geringfügige Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten, die schlechte Verwaltung von Ressourcen vor Ort ist jedoch überall zu beobachten. Im ländlichen Raum leidet die Bevölkerung unter den Auswirkungen der Entwaldung und der massiven Abholzung, vor allem wenn diese im Zusammenhang mit der Ausdehnung von Monokulturen für den Anbau von Bananen, Zuckerrohr oder Ölpalmen durch Agrarkonzerne stehen. Während Kleinbäuerinnen und -bauern nicht mehr genug Wasser haben, um ihre Felder zu bewässern, verwenden Großkonzerne riesige Mengen an in Dämmen gespeichertem Wasser für ihre Monokulturen. 27,5 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrem Haushalt zu wenig Trinkwasser zur Verfügung stehe.

Zusätzlich zur Landwirtschaft verbraucht der wachsende Bergbausektor immer mehr Wasser für den Abbau von Mineralien. Dies kann sich negativ auf die umliegenden Grundwasserspeicher und die davon abhängigen Menschen auswirken. Das, gemeinsam mit Naturkatastrophen wie Hurrikans, Dürren oder Starkregen führt zu weniger Ernteerträgen für die Kleinbäuerinnen und –bauern und damit zu einer verringerten Nahrungsmittelproduktion.

Zu langsam eintretenden Desastern kommen schnell eintretende Katastrophen

In Bezug auf plötzlich auftretende Extremereignisse zeigte die Forschung vor Ort, dass weder lokale Behörden noch Individuen und Haushalte auf die Abwehr und Bewältigung von Katastrophen wie Wetterextremen vorbereitet sind. Mehr als eine*r von vier Befragten (25,25 Prozent) hat in den letzten fünf Jahren eine klimabedingte Krise erlebt.

Mobilität

Ihre schwierige Lage lässt den Menschen oft keine andere Wahl als ihr Zuhause zu verlassen. Saisonale Wanderbewegungen, zum Beispiel zur Zuckerrohrernte, sind eine der gängigsten Formen von Migration. Grenzüberschreitende Migration, vor allem in die USA, nach Kanada und in Nachbarländer wie Mexiko, wird hingegen durch das Fehlen an Möglichkeiten, mangelnde Beschäftigung sowie die Ausbreitung von Gewalt und Armut ausgelöst. Die Klimakrise stellt sich nicht als direkter Auslöser für Migrationsbewegungen dar, sondern ist eher ein Faktor, der die individuelle Notwendigkeit zu migrieren beeinflusst. Wenn der Boden nicht mehr ertragreich ist oder Ernten ausfallen, suchen die Menschen nach anderen Arbeitsmöglichkeiten und Einkommensquellen.

Mehrere Menschen aus Sechaj, Alta Verapaz, füllen ihre Behälter im Wassertank der Gemeinde auf. Das Wasser ist verunreinigt und hat einen sehr starken Geruch. Dies ist die einzige Trinkwasserquelle, die noch zur Verfügung steht, nachdem mehrere Flüsse in der Gegend von der Ölpalmenindustrie umgeleitet wurden.
© Roberto Cuxil
"Der Fluss Mucbilhá ist durch die riesigen Palmölplantagen und andere Monokulturen bedroht. Durch die Plantagen fließen die Flüsse weniger. Die Menschen in Mucbilhá haben den Fluss, den Wald und die Natur erhalten. Weil sie lebendig sind. Dort entsteht das Geflecht des Lebens: Menschen, Tiere, Berge, Steine. Für uns ergänzt sich alles gegenseitig: Der Mensch ist nichts ohne die Natur. Nichts. [...]" (Abelino Chub Caal)
© Roberto Cuxil

Dieser Climate of Change Fallstudienbericht umfasst vier Länder, die besonders stark von der Klimakrise betroffen sind: Guatemala, Kambodscha und Kenia und Senegal.