#Pay Your Workers-Aktionstag / © Contreras

Nur fünf von 264 Modekonzernen zahlen menschenwürdige Löhne

Eine neue Studie der Clean Clothes Kampagne zeigt große Transparenzlücken in internationalen Mode-Lieferketten.

60 Prozent von 264 befragten Modeunternehmen halten sich an keinerlei Transparenzverpflichtungen. Nur 46 befragte Unternehmen (17%) legen zusätzliche Informationen über ihre Lieferkette offen, etwa ob es am Arbeitsplatz eine Gewerkschaft gibt oder nicht. Und nur fünf Modeunternehmen geben an, dass sie zumindest einem Teil ihrer Arbeitinnen und Arbeitern existenzsichernde Löhne zahlen. Sowohl in Bezug auf Entlohnung als auch bei der Transparenz der Lieferketten kommt die „Fashion Checker“-Studie der Clean Clothes Kampagne zu einem verheerenden Ergebnis:

Ein existenzsichernder Lohn ist ein esentielles Menschenrecht.
Gerade in der Pandemie zeigt sich wie gefährlich Unterbezahlung sein kann: Wenn Löhne zu niedrig sind, kann nichts angespart werden und Arbeiternehmer*innen sind gezwungen, von der Hand in den Mund zu leben. In Zeiten von landesweiten Lockdowns und plötzlichen Fabrik-Schließungen mit einbehaltenen Gehältern und Abfindungen bedeutet das für viele Familien gerade in Ländern des Globalen Südens Hunger und lebensbedrohliche Not. Die Clean Clothes Kampagne schätzt, dass weltweit mehr als 10 Milliarden Euro an Lohnschulden vonseiten der Modekonzernen nicht bezahlt wurden.

Der Sportartikelhersteller Nike ist beispielhaft für viele Unternehmen, die selbst in der Pandemie große Gewinne erzielen konnten, während sie Arbeiter*innen entlang ihrer Lieferketten Löhne schuldig bleiben. Von Februar 2020 bis Februar 2021 hat Nike umgerechnet 2,9 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Arbeiter*innen bei Nike-Zulieferern in Äthiopien mussten dagegen mit einem Monatslohn von 42 Euro ein Auskommen finden.

Ohne Transparenz, kein nachhaltiger Konsum.
Viele Marken behaupten zwar inzwischen, Arbeitsrechte zu respektieren. Wie die Fashion Checker-Studie zeigt, wird in den allermeisten Fällen kein ausreichender Lohn bezahlt und Lieferketten weiterhin verschleiert. Für Südwind steht fest: Kundinnen und Kunden haben das Recht zu erfahren, woher ihre Kleidung stammt und unter welchen Bedingungen sie produziert wurde. Bewusster, nachhaltiger Konsum ist sonst nicht möglich.

Daher fordern wir von der Politik auf nationaler und europäischer Ebene ein strenges Lieferkettengesetz, das Unternehmen aller Größen zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards und Umweltschutzbestimmungen verpflichtet. Nur wenn Unternehmen für Vergehen entlang ihrer Lieferkette haften müssen, können Lohnraub und Ausbeutung effektiv bekämpft werden. Gleichzeitig müssen Modekonzerne die ausständigen Zahlungen an ihre Arbeiter*innen umgehend rückerstatten und sich verbindlich zu existenzsichernden Löhnen und grundlegenden Arbeitsrechten gemäß der ILO-Richtlinien verpflichten.

Unterstützt unsere Petition: Menschenrechte brauchen Gesetze

Fashion Checker ist eine Initiative der Clean Clothes Kampagne, um Bemühungen von Unternehmen für existenzsichernde Löhne und Arbeitsbedingungen seriös, transparent und leicht verständlich darzustellen. Für die jüngste Untersuchung wurden mehr als 90 Fragebögen an Bekleidungsunternehmen verschickt, um Bemühungen für faire Arbeitsbedingungen darzustellen und Produktionsstandorte offenzulegen (wenn sie dies nicht durch den Transparency Pledge bereits getan hatten). Die rückgemeldeten Informationen werden mit verschiedenen Datenbanken abgeglichen und um qualitative Erhebungen erweitert. Die Ergebnisse werden im Anschluss übersichtlich dargestellt unter: https://fashionchecker.org