Neues Abkommen gegen unsichere Textilfabriken

Österreichs Modeunternehmen lassen Engagement vermissen.

Obwohl Nachhaltigkeit ein oft bemühtes Schlagwort der Modebranche ist, vergessen Unternehmen weiterhin viel zu oft auf die Arbeits- und Menschenrechte in ihren Produktionsländern. Ende August 2021 haben sich globale Modeunternehmen und internationale Gewerkschaftsverbände auf ein neues internationales Abkommen für Gebäude- und Feuersicherheit in der Bekleidungsindustrie geeinigt (International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Industry). Während sich bereits etliche internationale Unternehmen zu den verbindlichen Sicherheitsstandards bekennen, hat noch kein einziges österreichisches Unternehmen das neue Abkommen unterzeichnet.

Die heimische Modebranche stellt sich damit ein verheerendes Zeugnis aus. Trotz der massiven Importabhängigkeit aus Bangladesch und Pakistan ziehen sich Österreichs Modeunternehmen aus der Verantwortung und nehmen die Gefährdung ihrer Arbeiterinnen und Arbeiter in Billiglohnländern in Kauf. Österreichische Importe aus Bangladesch (96%) und Pakistan (73%) bestehen zum überwiegenden Teil aus Kleidung und Schuhen. Die Einfuhren belaufen sich jedes Jahr auf Waren im Wert von etwa 709 Millionen Euro (Bangladesch) beziehungsweise 175 Millionen Euro (Pakistan).

Südwind und die Clean Clothes Kampagne fordern Österreichs Modeunternehmen auf, den „International Accord“ zu unterzeichnen, der seit 1. September 2021 in Kraft ist.


Das neue internationale Sicherheitsabkommen wurde nach langen Verhandlungen zwischen Bekleidungsunternehmen und Gewerkschaften am 26. August verabschiedet und versteht sich als Erweiterung des Bangladesch-Abkommens von 2013. Nach dem tragischen Einsturz der Rana Plaza-Fabrik sahen sich Modeunternehmen damals dazu gezwungen, aktiv zu werden und mit der Verabschiedung des Bangladesch-Akkords zur Verbesserung der Gebäudesicherheit von Textilfabriken beizutragen. Das neue Abkommen von August 2021 behält die wesentlichen Elemente bei und soll zudem auf andere Länder erweitert werden. Die Unternehmen verpflichten sich damit, Zulieferern Preise zu zahlen, die ausreichen, um sichere Arbeitsplätze zu unterstützen und keine Geschäfte mehr mit Fabriken zu machen, die sich weigern die Sicherheit am Arbeitsplatz zu garantieren. Die Verpflichtungen sind rechtlich verbindlich und unterliegen einer unabhängigen Überprüfung.

Das Abkommen kann durch die Ausweitung über Bangladesch hinaus zu einem Meilenstein werden für Textilarbeiter*innen in ihrem jahrelangen Kampf um Sicherheit am Arbeitsplatz. Sämtliche Unternehmen, die in Ländern wie Bangladesch oder Pakistan produzieren lassen, sind daher dringend aufgefordert, mit der Unterzeichnung des Abkommens für sichere Arbeitsplätze in ihren Textilfabriken beizutragen.

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