Südwind kritisiert Landwirtschaftsminister Totschnig: Wichtiges Waldschutzgesetz wird zur Unbrauchbarkeit verwässert

Landwirtschaftsminister will Supermärkte aus der Verantwortung entlassen - Südwind warnt vor Einfallstor für waldzerstörerische Waren - Acht von zehn Österreicher:innen fordern strengen Waldschutz

Wien/Brüssel, 12. September 2022. Angesichts des dramatischen weltweiten Waldverlustes äußert die Menschenrechtsorganisation Südwind scharfe Kritik an Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Dieser will Supermärkte und große Handelskonzerne von den Sorgfaltspflichten ausnehmen, die sicherstellen sollen, dass innerhalb der EU keine waldschädigenden Produkte mehr verkauft werden. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ hervor. Auch einem Verkaufsverbot von Produkten, die indigene Rechte verletzt haben, erteilt Norbert Totschnig eine Absage. „Das EU-Waldschutzgesetz ist die einmalige Gelegenheit für eine echte Trendwende, um die weltweite Entwaldung zu stoppen. Damit Waldzerstörung und Menschenrechtsverletzungen aus unseren Regalen verbannt werden, müssen Supermärkte in die Verantwortung genommen werden“, sagt Joachim Raich, Südwind-Experte für Waldschutz. „Die Position von Bundesminister Totschnig droht das wichtige EU-Waldschutzgesetz zur Unbrauchbarkeit zu verwässern. Gleichzeitig verschwindet der Amazonas-Regenwald im Rekordtempo und Gewalt und Vertreibung in der globalen Agrarindustrie gehen ungehindert weiter.“ Südwind fordert daher ein dringendes Umdenken von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, eine Nachschärfung des Gesetzesvorschlags sowie vollen Einsatz von Österreichs Abgeordneten zum EU-Parlament bei der morgigen Abstimmung am 13. September für ein strenges Waldschutzgesetz.  

Acht von zehn Österreicher:innen fordern strengen Waldschutz          
Eine große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung (82 Prozent) sieht die Zerstörung und Schädigung der weltweiten Wälder als das aktuell größte Umweltproblem an. 83 Prozent sprechen sich für ein EU-Waldschutzgesetz aus, das es Unternehmen untersagt, Waren aus waldschädigendem Anbau zu verkaufen. Das geht aus einer aktuellen Globescan-Umfrage mit je 1.000 Befragten in neun europäischen Ländern hervor, darunter auch Österreich. 

Kritische Kipppunkte erfordern dringendes Handeln
Der Amazonas steht laut einer aktuellen Nature-Studie knapp vor einem kritischen Kipppunkt und droht von einem CO2-Speicher zu einem Emittenten zu werden. Laut Vertreter:innen der indigenen Völker Südamerikas sind 26 Prozent des Amazonas bereits unwiederbringlich verloren. Europa trägt dafür eine große Verantwortung. Sind doch EU-Unternehmen der zweitgrößte Verursacher globaler Waldzerstörung. Alleine in den letzten 30 Jahren wurden weltweit Waldverluste von der Größe der gesamten Europäischen Union (420 Millionen Hektar) verzeichnet. Dennoch versuchen einflussreiche Industrie-Lobbys seit Monaten den vorliegenden Entwurf für ein EU-Gesetz zum Schutz globaler Wälder zu verwässern.

Download der parlamentarischen Anfragebeantwortung „Position zu Produkten aus Entwaldung und Waldschädigung“: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_11377/index.shtml

Download der Umfrage-Ergebnisse im Detail: EU Legislation Opinion Poll