Neue Umfrage: 83 Prozent der Österreicher:innen für ein Verbot von Produkten aus Waldzerstörung

Aktion zum Schutz globaler Wälder im Wiener Prater
Aktion zum Schutz globaler Wälder im Wiener Prater, März 2022 / Foto: Markus Kremser
Grafik veranschaulicht die breite Unterstützung für Waldschutzgesetz
Grafik veranschaulicht die breite Unterstützung für Waldschutzgesetz
Grafik veranschaulicht die breite Unterstützung für Waldschutzgesetz

Neue Umfrage: 83 Prozent der Österreicher:innen für ein Verbot von Produkten aus Waldzerstörung

Umfrage in neun europäischen Ländern zeigt starke Zustimmung für rechtlichen Waldschutz – Drei Viertel der Befragten sind bereit, auf bestimmte Produkte zu verzichten – Südwind: „Ein effektives EU-Waldschutzgesetz muss streng und lückenlos sein“

Wien/Brüssel, 5. September 2022. Im Vorfeld der Abstimmung über ein neues EU-Waldschutzgesetz im Europäischen Parlament zeigt eine neue Umfrage in Österreich und acht weiteren EU-Ländern eine überwältigende Befürwortung für das Gesetz: Entwaldung ist demnach die größte Umweltsorge der Österreicherinnen und Österreicher. 82 Prozent der Befragten in Österreich geben an, dass sie über die Zerstörung und Schädigung der weltweiten Wälder besorgt sind. 83 Prozent sprechen sich für ein EU-Waldschutzgesetz aus, das es Unternehmen untersagt, Waren aus waldschädigendem Anbau zu verkaufen. Europaweit sind 82 Prozent der Ansicht, dass Unternehmen keine Produkte verkaufen sollten, die auf Waldzerstörung zurückgehen und 78 Prozent befürworten gesetzliche Verbote von Produkten aus Waldzerstörung. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Umfrage vom Marktforschungsunternehmen Globescan im Juli 2022 mit je 1.000 Befragten in Österreich, der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden.

Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind sieht in den Umfrageergebnissen einen klaren Auftrag für eine Nachschärfung des aktuellen EU-Gesetzesentwurfs und kritisiert die anhaltenden Aufweichungsversuche. Am 13. September soll im Europäischen Parlament zum neuen EU-Waldschutzgesetz abgestimmt werden. „Mit Minimalkompromissen und immer neuen Schlupflöchern wird kein gutes Gesetz gelingen“, sagt Joachim Raich, Südwind-Experte für Waldschutz. „Der politische Auftrag ist klar: Die Abgeordneten zum EU Parlament sind gut beraten, die Forderungen der Bevölkerung nach einem strengen EU-Waldschutzgesetz ernst zu nehmen und den aktuellen Gesetzesentwurf entsprechend nachzuschärfen“, so Raich. Die neue Globescan-Umfrage zeigt in allen Untersuchungsländern eine eindeutige, über alle Parteienzugehörigkeiten und Generationen hinwegreichende Übereinstimmung für strenge Regeln gegen Entwaldung.

Mehr als acht von zehn Östereicher:innen (84 %) sind der Meinung, dass das Gesetz nicht nur gegen die Entwaldung vorgehen sollte, sondern Unternehmen auch dazu verpflichten sollte, keine Produkte mehr zu verkaufen, die andere wichtige Ökosysteme wie etwa Savannen und Feuchtgebiete zerstören. Darüber hinaus sollte es laut 83 Prozent für Unternehmen verboten sein, Produkte zu verkaufen, die die Landrechte von Indigenen verletzen.

Kundinnen und Kunden sind zum Umdenken bereit
Drei von vier Österreicher:innen (75%) geben an, gegen Unternehmen vorgehen zu wollen, die Produkte herstellen oder verkaufen, die Abholzung vorantreiben. 39 Prozent würden ganz aufhören, bei diesen Unternehmen zu kaufen, 36 Prozent geben an, ihre Einkäufe reduzieren zu wollen und fast jede und jeder Fünfte (18%) würde sogar so weit gehen, Bekannte davon zu überzeugen, ebenfalls nicht mehr bei diesen Unternehmen zu kaufen. Diese Boykotts- und Reduktionsbereitschaft liegt in Österreich über dem Durchschnitt der neun Untersuchungsländer.

Die Hälfte der Österreicher:innen (50%) ist der Ansicht, dass große Unternehmen die größte Verantwortung für den Schutz der Wälder tragen, gegenüber 46 Prozent in sämtlichen anderen Untersuchungsländern. Gleichzeitig sind in Österreich fast drei Viertel (73%) der Meinung, dass große Unternehmen am schlechtesten abschneiden, wenn es darum geht, Waldzerstörung zu verhindern, gegenüber 64 Prozent in den anderen Untersuchungsländern.

Unternehmen in Europa sind aufgrund ihrer Importe zusammengenommen der zweitgrößte Verursacher weltweiter Entwaldung. Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die industrielle Landwirtschaft für fast 90 Prozent der Abholzung von Tropenwäldern verantwortlich. Fast 1,2 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger forderten bereits im Dezember 2020 in einer Petition eine strenge Verordnung, um die importierte Entwaldung zu stoppen.

Über die Umfrage:
Diese von GlobeScan durchgeführte Verbraucherumfrage wurde von einer breiten Koalition von Umwelt- und Verbraucherorganisationen in Auftrag gegeben, darunter Fern, WWF EU Office, Ecologistas en Acción, Envol Vert, Deutsche Umwelthilfe, CECU, Adiconsum, Zero, Verdens Skove, um die Einstellung von Verbraucher:innen gegenüber dem EU-Waldschutzgesetz in Österreich, der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden zu erheben. Alle Verweise in dieser Pressemitteilung auf Ergebnisse von Europäer:innen beziehen sich auf die gepoolten Umfrageergebnisse in den neun untersuchten Ländern. Die Gesamtstichprobe umfasste 9.000 Verbraucher:innen in neun EU-Ländern. Nationale repräsentative Stichproben von n=1.000 Verbraucher:innen pro Markt. Alle Zahlen stammen, sofern nicht anders angegeben, von Globescan. Die Umfrage wurde zwischen 10. und 28. Juli 2022 unter Verwendung etablierter Online-Panels durchgeführt. Die Quoten wurden nach Alter, Region, Geschlecht und Bildung festgelegt. Die endgültige Stichprobe wurde so gewichtet, dass sie die Allgemeinbevölkerung gemäß den letzten verfügbaren Volkszählungsdaten widerspiegelt.

Download der Studienergebnisse im Detail: „EU Legislation Opinion Poll