Gutes Leben für alle und Solidarökonomie in Brasilien

Gilberto Ohta de Oliveira
© Marcus LYON

Wien, 9. Februar 2017 – Selbstverwaltete Betriebe, in denen Entscheidungen demokratisch getroffen werden, mit dem Ziel ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, sind Grundgedanken von solidarökonomischen Wirtschaftsformen. Auf Einladung der Menschenrechtsorganisation Südwind berichteten heute bei einer Pressekonferenz in Wien die brasilianischen ExpertInnen Elisabeth Grimberg und Gilberto Ohta de Oliveira über die Umsetzung von solidarökonomischen Konzepten in der Land- und Abfallwirtschaft. Daran anschließend bietet der Kongress „Gutes Leben für alle“ von 9. bis 11. Februar an der WU Wien Diskussionsraum für zeitgemäße Utopien von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft.

Im Hinblick auf soziale und solidarische Ökonomie gilt Brasilien als Vorreiterland. Am Beginn standen in den 1980er Jahren die „geretteten Fabriken“ (fábricas recuperadas). Firmen wurden durch die eigene Belegschaft vor dem Konkurs gerettet und unter Selbstverwaltung der Beschäftigten weitergeführt. „Die kollektive Selbstverwaltung gilt als eines der wichtigsten Prinzipien der solidarischen Ökonomie“, erklärt die brasilianische Wissenschaftlerin Elisabeth Grimberg, die neben ihrer wissenschaftlichen Studien als Aktivistin bei einer Kooperative von MaterialsammlerInnen in Brasilien tätig ist.

„In Brasilien wurde die solidarische Ökonomie vor allem als Strategie sozialer Inklusion gesehen und daher auch staatlich gefördert“, erläutert Gilberto Ohta de Oliveira, Betriebswirt und Gründungsmitglied der Kooperative Mata Atlantica, die sich für eine nachhaltige und solidarische Bewirtschaftung im atlantischen Regenwald bei São Paulo engagiert. In Brasilien werden solidarökonomisch produzierte Waren beim öffentlichen Einkauf bevorzugt, wie z.B. die Bio-Bananen von Mata Atlantica, die Ohta de Oliveira produziert und vermarktet.

Solidarökonomie in Österreich
Auch in Österreich existieren vielfältige alternative Wirtschaftsinitiativen. Haus- und Gartenprojekte, Food Coops, Tauschkreise, Kostnix-Läden, oder Repair-Cafés sind Beispiele dafür. „Gemeinsam ist diesen Formen alternativen Wirtschaftens, dass Entscheidungen demokratisch getroffen werden, dass die Beteiligten darauf achten, Machthierarchien abzubauen und insgesamt ein Beitrag geleistet wird für mehr Demokratie, Gleichheit und Umweltbewusstsein“, erklärt Susanne Loher den gemeinsamen Nenner der unterschiedlichen Initiativen. Das Südwind-Projekt SuSY (Sustainability and Solidarity in Economy) macht solidarökonomisch organisierte Betriebe und Gruppen sichtbar, um aufzuzeigen, wie alternative Wirtschaftsformen funktionieren und Menschen von diesen bestehenden Beispielen lernen können.

Kongress „Gutes Leben für alle“
Der Kongress „Gutes Leben für alle“ von 9. bis 11.Februar 2017 an der WU schafft Diskussionsraum für zeitgemäße Utopien von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft. „Gutes Leben für alle“ steht dabei für eine Welt, in der das freie Zusammenleben friedlich und solidarisch organisiert wird. „Es geht darum, Globalisierung zu erden und mit emanzipatorischer wirtschaftlicher Regionalisierung Handlungsspielräume ‚von unten‘ zurückzugewinnen. Dabei brauchen wir aber beides: Eigenständigkeit und Weltoffenheit – einen heimat-verbundenen Kosmopolitismus", so Andreas Novy, Leiter des Instituts Multi-Level Governance and Development an der WU und einer der Organisatoren des Kongresses. 

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Hintergrundinformationen


Rückfragehinweis

Michaela Königshofer, Pressesprecherin Südwind, michaela.koenigshofer@suedwind.at, 0664 2309883


Diese Presseaussendung wird von der Europäischen Union und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert. Die darin vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von Südwind wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Fördergeber dar.