Echte Bullen fürchten keinen Betriebsrat. Schmähpreis für Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz

AktivistInnen brachten heute den Schandfleck, eine Auszeichnung für verantwortungslose Unternehmen, persönlich zur Red Bull-Zentrale in Fuschl und informierten über die Vorteile betrieblicher Mitbestimmung

Fuschl, 18. Mai 2017 – AktivistInnen positionierten sich mit einem lebensgroßen Karton-Stier und mit Transparenten vor der Red Bull-Zentrale in Fuschl. „Echte Bullen fürchten keinen Betriebsrat“ war die an den Konzernchef adressierte Nachricht. Die Aktion machte auf das betriebsratsfeindliche Verhalten von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz aufmerksam. Er reagierte auf das Bestreben, bei ServusTV einen Betriebsrat zu gründen, mit der Ankündigung den Sender einzustellen.

Die Beschneidung demokratischer und betrieblicher Mitbestimmung ist ein globaler Trend. Die Zahl der Länder, die Rede- und Versammlungsfreiheit verweigern oder beschränken, hat sich weltweit von 41 auf 50 erhöht, wie das Ergebnis des Rechtsindex 2016 des Internationalen Gewerkschaftsbunds zeigt. Länder in Europa bieten laut der Studie zwar weiterhin den besten Schutz der Gewerkschaftsrechte, erleben aber gleichzeitig eine deutliche Einschränkung dieser Rechte. Der Einfluss der BetriebsrätInnen in Österreich ist laut einer vom IFES 2015 durchgeführten Studie rückläufig. „Während überall Demokratie hochgehalten wird, gerät die betriebliche Mitbestimmung unter Beschuss“, erklärt Karl Goldberg Mitorganisator der Aktion und Teilnehmer des Lehrgangs „Global denken – Global Handeln“.

Faire Vertretung auf Augenhöhe
„Mit der heutigen Kundgebung möchten wir diesen Schandfleck symbolisch übergeben, vor der prachtvollen Kulisse hier am Fuschlsee. Mit unserem Motto ‚Echte Bullen fürchten keinen Betriebsrat‘ demonstrieren wir für eine demokratische und faire Vertretung von Beschäftigten – auf Augenhöhe“, sagt Karin Roller-Robbrecht, Südwind-Aktivistin und Teilnehmerin des Lehrgangs „Global denken – Global Handeln“.

Kein Betriebsrat für ServusTV
Im Frühjahr 2016 gab es Bestrebungen einiger Beschäftigter bei ServusTV,  einen Betriebsrat zu gründen und Betriebsratswahlen abzuhalten. Nachdem die MitarbeiterInnen von ServusTV bei einer Online-Umfrage bezüglich der Gründung eines Betriebsrats mitgemacht hatten, wurde seitens Red Bull Media House, dem Inhaber von ServusTV, verkündet, der Sender werde mangels Wirtschaftlichkeit eingestellt und alle 264 MitarbeiterInnen seien bereits gekündigt. Wenig später gab Konzerngründer und -chef Dietrich Mateschitz öffentlich zu, dass die Aussicht auf eine Betriebsratsgründung die Entscheidung zur Auflösung des Senders begünstigt hätte. Die Entscheidung den Sender einzustellen, wurde zurückgenommen, nachdem sich die Belegschaft öffentlich gegen eine Betriebsratsgründung ausgesprochen hatte.

Für dieses öffentliche Untergraben des Rechts auf Betriebsratsgründung erhielt das Red Bull Media House im Februar 2017 den Schandfleck-Jurypreis. Der Schandfleck ist eine Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen und Institutionen die jährlich von NeSoVe vergeben wird.  TeilnehmerInnen des Lehrgangs „Global denken – Global Handeln“ brachten den Schandfleck heute nach Fuschl zur Red Bull-Zentrale. Der Lehrgang wird von der Menschenrechtsorganisation Südwind und weltumspannend arbeiten, dem entwicklungspolitischen Verein des ÖGB, durchgeführt.

Fotos
Honorarfreie Fotos unter Angabe des Copyrights von der Aktion in Fuschl zum Download hier.

Hintergrundinformationen
Schandfleck des Jahres
Lehrgang „Global denken – Global Handeln“

Rückfragehinweis:
Stefan Grasgruber-Kerl, Südwind Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit
Mobil: 0699 100 400 79
stefan.grasgruber-kerl@suedwind.at

www.suedwind.at

Gudrun Glocker, weltumspannend arbeiten
Mobil: 0664 614 50 10
gudrun.glocker@oegb.at
www.weltumspannend-arbeiten.at