Nicht ohne Menschenrechte. Sportminister Hans Peter Doskozil unterstützt die Initiative Nosso Jogo und fordert Fair Play für alle Beteiligten bei der Verabschiedung der österreichischen AthletInnen

 

Wien, 18. Juli 2016 – Am 5. August starten die 28. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, die damit  zum ersten Mal in einer südamerikanischen Stadt ausgetragen werden. Sportminister Hans Peter Doskozil nahm heute die offizielle Verabschiedung der 68 österreichischen AthletInnen vor und betonte neben der gebotenen Fairness bei den Wettkämpfen auch die Bedeutung der Einhaltung der Menschenrechte bei Sportgroßevents wie den Olympischen Spielen. Neben PolitikerInnen, OlympiastarterInnen wie Sabrina Filzmoser, Jennifer Wenth und Günther Matzinger  unterstützten bereits über 2.000 ÖsterreicherInnen die Petition der Initiative Nosso Jogo für verbindliche Menschenrechtsstandards bei Olympischen Spielen.

Die österreichische Initiative Nosso Jogo, die sich für Olympische Spiele ohne Vertreibung, Gewalt und Ausbeutung einsetzt, zeigt die Schattenseite von Sportgroßevents und lässt Betroffene zu Wort kommen, wie die Brasilianerin Maria da Penha Macena. Sie repräsentiert eine von Tausenden vertriebenen Familien. „Ich lebte in Vila Autódromo, dort, wo jetzt der Olympische Park ist. Wir wurden gezwungen, unsere Siedlung zu verlassen. Mein Haus wurde zerstört. Wir wurden nicht gefragt, und standen stark unter Druck. Jetzt lebe ich in einem Container”, erzählt Maria da Penha Macena, und weiter: „Ich wende mich an das IOC, unsere Regierung dazu zu bringen, dass wir nach dem Ende der Spiele in unsere Siedlung zurück können, und dass Menschenrechte bei künftigen Spielen respektiert werden.”

Hans Peter Doskozil fordert Fair Play

Sportminister Hans Peter Doskozil, der bereits im April die Petition von Nosso Jogo unterzeichnet hat, nahm heute die offizielle Verabschiedung der 68 österreichischen AthletInnen vor. Er erinnerte in seiner Ansprache unter anderem an die Tausenden vertriebenen Menschen in Rio, die durch Umsiedelungen ihr Zuhause verloren haben, und motivierte die SportlerInnen auch kritisch die Umgebung der Olympischen Spiele wahrzunehmen: „Fair Play wird von unseren Spitzensportlern  gelebt. Man sollte aber auch kritisch über den Tellerrand hinausblicken. Die Erfahrungswerte, einerseits Spitzensportler zu sein und Leistungen abrufen zu können, andererseits aber auch global-politische Erfahrungen mitzunehmen, formen den Charakter eines Menschen. Ich habe auch deswegen ganz bewusst die Petition von Nosso Jogo unterschrieben, weil ich glaube, dass es wichtig ist, auch an diese Segmente  zu denken.“

Sport, Unternehmen und Menschenrechte
Neben den österreichischen AthletInnen engagieren sich auch mehr als 200 Tochterfirmen österreichischer Unternehmen in Brasilien. Viele von ihnen haben in die Olympischen Spiele in Rio investiert. Das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (BIM)  veröffentlichte heute die Studie „Olympia-Hoffnungen für österreichische Unternehmen in Rio 2016?  Herausforderungen, Potentiale und unternehmerische Verantwortung für Menschenrechte“. Die Studie diskutiert die unternehmerische Verantwortung im Spannungsfeld von Sportgroßereignissen und Menschenrechten und stellt innovative Lösungsansätze sowie Good-Practice-Beispiele vor. Das österreichische Unternehmen Frequentis AG etwa, das Kommunikations- und Informationssysteme anbietet, geht laut der Studie im Bereich der unternehmerischen Verantwortung mit gutem Beispiel voran.

Alleine in Österreich haben über 2.000 Menschen die Petition von Nosso Jogo unterstützt und sich mit der Forderung nach verbindlichen Menschrechtsstandards bei Olympischen Spielen an den IOC-Präsidenten Thomas Bach gewandt. Bei einem Treffen zwischen Nosso Jogo und dem IOC Ende Juni in Genf zeigte sich Philip French, der IOC Direktor für öffentliche Angelegenheiten und soziale Entwicklung, betroffen von dem Schicksal Vertriebener wie Maria da Penha Macena. Er kündigte an, die Anliegen von Nosso Jogo in Rio zu thematisieren. Ute Mayrhofer von der Dreikönigsaktion, einer Trägerorganisation von Nosso Jogo: „Wir hoffen, dass auch das Österreichische Olympische Comité diesem Beispiel folgt und sich für die Einhaltung der Menschenrechte bei Sportgroßevents auf internationaler Ebene einsetzt. Erfreulich ist, dass bereits viele Sportlerinnen und Sportler sich für die Anliegen von Nosso Jogo stark gemacht haben, wie die Olympiastarterinnen und -starter Sabrina Filzmoser, Jennifer Wenth und Günther Matzinger.“

Nosso Jogo drückt die Daumen
Martin Kainz von der Initiative Nosso Jogo meint abschließend: „Wir wünschen den Athletinnen und Athleten tolle Wettkämpfe, die eine oder andere Medaille und drücken allen fest die Daumen. Gleichzeitig ist es uns wichtig, gemeinsam für die Stärkung der Menschenrechte einzutreten, damit auch die lokale Bevölkerung in Rio und an den Austragungsorten künftiger Sportgroßereignisse von solchen Events profitiert, und dass dabei weder Mensch noch Umwelt zu Schaden kommen.“

 

Hintergrundinformationen:

 

 

Rückfragehinweis:

Konrad Rehling
Südwind
T: +43/1/405 55 15-335
E: konrad.rehling@suedwind.at

Martin Kainz
fairplay – Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung
VIDC – Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit
T: +43/1/7133594-64
E: kainz@vidc.org

Die gemeinsame Initiative Nosso Jogo (Portugiesisch für „Unser Spiel“) von fairplay am Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC), Südwind, Dreikönigsaktion, Frauen*solidarität, dem Österreichischen Lateinamerika-Institut, dem Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und Globalista steht für eine innovative entwicklungspolitische Bildungs-, Kultur- und Informationsarbeit und setzt sich für bindende Menschenrechtsstandards bei Sportgroßevents ein. Mehr Infos zu Nosso Jogo finden Sie unter nossojogo.at.

Die Initiative „Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play“ wird mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt.