Dialogforum zu Sport und Menschenrechten

Wien, 11. März 2016 – Die Nachhaltigkeit von Sport-Großveranstaltungen und was auf nationaler und internationaler Ebene für Menschenrechte getan werden kann, waren die Themen eines hochkarätigen Dialogforums am Donnerstag in Wien.

Sportminister Hans Peter Doskozil sprach sich dafür aus, die Vergabe beispielsweise der Fußball-Weltmeisterschaft an menschenrechtliche Fragen zu knüpfen. "Die Vergabe an Staaten in denen Menschenrechte nicht geachtet werden, hat noch nie etwas gebracht", sagt Doskozil. ÖFB-Präsident Leo Windtner zeigte sich optimistisch, dass sich die FIFA unter dem neuen Präsidenten Gianni Infantino bessern könnte. "Jetzt können wir reinen Tisch machen und alte Praktiken hinter uns lassen", meint der Oberösterreicher. Darauf hofft auch Sylvia Schenk von Transparency International, einer NGO mit Fokus auf Korruptionsbekämpfung. Aber, so die ehemalige Olympionikin: "Es wird sich nicht alles von heute auf morgen ändern."

Im Fokus standen auch die bevorstehenden Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. "Olympia soll ein Fest für SportlerInnen sein, aber auch für die lokale Bevölkerung. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Rio zahlen momentan einen hohen Preis für die Olympischen Spiele in ihrer Stadt. Sie sind konfrontiert mit Vertreibungen, gesteigerter Polizeigewalt und verschwendetem Steuergeld", beklagte die brasilianische Menschenrechtsaktivistin Julia Bustamante Silva, Instituto Políticas Alternativas para o Cone Sul (PACS). Wegen der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016 in Rio verloren über 60.000 Menschen ihr Zuhause.

Doskozil: "Stärkung von Menschenrechten in den Austragungsländern"
Beim Dialogforum "Sport und Menschenrechte" diskutierten über 110 VertreterInnen des Sports, AktivistInnen, WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen über Maßnahmen zur Förderung von sozialer Entwicklung im Rahmen von Sportgroßereignissen. "Sport kann gesellschaftliche Verhältnisse zum Positiven ändern", so die Einschätzung von Sportminister Doskozil. "Das internationale Ziel muss sein, die Menschenrechte und die Arbeitsrechte in den Austragungsländern zu stärken. In Österreich versuchen wir den Sport als Botschafter zu nützen, zum Beispiel in der aktuellen Diskussion rund um Flüchtlinge und Integration." Die Karate-WM 2016 in Linz wurde vom Organisator Ewald Roth als positives Beispiel für eine internationale Sportveranstaltung präsentiert: Die Werte des traditionellen Karatesports wurden mit Menschenrechtsthemen wie Inklusion, Verantwortung und Respekt verknüpft.

Arbeitsgruppe Sport und Menschenrechte
Eine vom Sportministerium initiierte Arbeitsgruppe "Sport und Menschenrechte" wurde bei dem Dialogforum vorgestellt.  Sportministerium, Österreichischer Bundes-Sportorganisation (BSO), ÖFB und die Menschenrechtsinitiative Nosso Jogo ("Unser Spiel") wollen bis Ende des Jahres eine "Österreichische Erklärung Sport und Menschenrechte" ausarbeiten. In Workshops wurden Vorschläge zum Thema "Sport und Menschenrechte" diskutiert. Diese umfassen u. a. transparente und demokratische Vergabekriterien, die Ausstattung von SportlerInnen mit Bekleidung, die unter Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards produziert wurde, die Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung sowie die nachhaltige Nutzung von Sportstätten. Die Ergebnisse aus dem Dialogforum werden von der AG in ihrer weiteren Arbeit aufgegriffen.

Appell für verbindliche Menschenrechtsstandards
Nosso Jogo setzt sich für verbindliche Menschenrechtsstandards bei Sportgroßereignissen ein. Dazu wurde vergangene Woche eine Petition gestartet, adressiert an IOC Präsidenten Thomas Bach. Sie fordert ein Ende der Zwangsumsiedelungen, der Polizeigewalt und der Verschwendung von Steuergeld in Rio. Sylvia Schenk von Transparency International, unterstützt den Appell nach verpflichtenden Leitlinien für Sport und Menschenrechte: "Sportverbände sind nicht nur für die organisatorische Durchführung eines Events verantwortlich. Erste Schritte in eine positive Richtung sind erkennbar: Das IOC mit der Agenda 2020 und die FIFA mit dem Auftrag an den Menschenrechtsexperten John Ruggie haben schon wichtige Weichen gestellt."

Druckfähige Fotos von der Veranstaltung finden Sie hier

 

Rückfragehinweis:
Konrad Rehling
Südwind (c/o "Nosso Jogo")
Tel: +43 1/405 55 15 - 335
E-Mail: konrad.rehling@suedwind.at
 

Martin Kainz
fairplay Initiative (c/o "Nosso Jogo")
VIDC – Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit
Tel: +43 1/713 35 94 - 64
E-Mail: kainz@vidc.org


"Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play" wird maßgeblich von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert. Weitere Infos unter www.nossojogo.at