Beyond Panic? Wie Klimakrise und Menschenrechte zusammen hängen...

Ein Bericht von Janina Böttger und Olivia Wasik

 


Anlässlich der 50. Sitzung des Menschenrechtsrats in Genf veranstaltete Südwind am 14. Juni 2022 ein Side-Event zum Thema „Beyond Panic! Exploring Climate Mobilities in Guatemala, Senegal, Kenya and Cambodia“. Anlass dafür war die vor kurzem veröffentlichte Case-Study des EU-Projekts #ClimateOfChange und die Präsentation der allgemeinen Ergebnisse des Reports. Neben der Jugendrepräsentantin Olivia Wasik, von der Südwind Jugendredaktion, sprachen auch Sarah Walker, von der Universität in Bologna, und Juan José Hurtado Paz y Paz, Direktor der Organisation Pop No ́j in Guatemala. Zusätzlich wurde Mustapha Dieng, Generalsekretär der Nationalen Fischereigewerkschaft in Senegal, per Videobotschaft dazugeschaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ana-Maria Suarez-Franco, von FIAN-International. 

 

„Die Umwelt ist zum ‚neuen Schlachtfeld für die Menschenrechte‘ geworden“...

„Die Umwelt ist zum ‚neuen Schlachtfeld für die Menschenrechte‘ geworden“ betont Sarah Walker und schließt sich damit der UN-Sonderberichterstatterin Tendayi Achiume zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit an. Betroffen sind hauptsächlich Menschen des Globalen Südens und die Jugend. Zu oft werde die Klimakrise als Naturkatastrophe getarnt. Genau das verbirgt soziale und politische Verantwortung und globale Ungleichheiten. Um diesen Verantwortungen entgegenzuwirken, müssen das Verständnis von Klimawandel, die nicht nachhaltige Urbanisierung und die Migrationssysteme als eine kombinierte Krise verstanden werden. Dabei dürfen Menschenrechte nicht zu kurz kommen, wie das Recht auf Mobilität und das Recht auf ein Leben in einer gesunden Umwelt. Zusätzlich muss der ungleiche Zugang zu diesen Rechten in der Welt thematisiert werden. Mag der direkte kausale Zusammenhang zwischen der Klimakrise und menschlicher Mobilität nicht direkt erkenntlich sein, nehmen die negativen Folgen der Krise immer weiter zu. Schlimm sei deshalb, dass die vom Menschenrechtsrat genannten Rechte nicht von den Menschen wahrgenommen würden. Rechte, die allen Menschen zustehen und gerade für die vulnerabelsten Gruppen lebensnotwendig wären. Migration und Menschenrechte dürfen nicht erst verhandelt werden, wenn die Personen an einem Ort ankommen – sondern schon vorher. Wenn Menschen umziehen und ihre Heimat verlassen, werden sie oft in den Zielländern noch mehr marginalisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Auch deshalb muss der gesamte Migrationszyklus anerkannt werden.

 

Die Klimakrise ist mehrdimensional!

Wer könnte die Problematiken und Folgen der menschengemachten Klimakrise besser verstehen als jemand, der selbst davon betroffen ist? Mustapha Dieng ist Fischer in einem Fischerdorf im Senegal. Er bekräftigt, dass die Menschen ihre Häuser und Heimat nicht verlassen wollen, aufgrund der Veränderungen aber dazu gezwungen sind. Die Klimakrise ist mehrdimensional. Zusammenarbeit bedeutet Verpflichtung. Auch Juan Jose Jurtado Paz y Paz arbeitet mit betroffenen Personen in Guatemala zusammen, er verfolgt einen indigenen Ansatz. Denn wenn es darum ginge, über indigene Völker zu sprechen, so seien die meisten Migrant*innen aus indigenen Völkern. Es dürfe also nicht über indigene Völker gesprochen werden, ohne über Migration zu sprechen. Aber wenn über Migration gesprochen würde, müsse auch immer die Klimakrise erwähnt werden. Diese sei nicht die einzige Ursache für Menschen, ihre Heimat zu verlassen, aber sie hänge mit Migration und Megakonflikten zusammen. Denn: Nicht nur Umwelt-, sondern auch soziale Probleme müssten aus einer Menschenrechtsperspektive angegangen werden. „Es kann Dir nicht gut gehen, wenn es dem Rest nicht gut geht. Wir sind Kinder von Mutter Erde“, macht Juan deutlich. Was, wenn wir mit weniger leben würden und trotzdem glücklicher seien? Wenn wir nicht nur auf unsere individuellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen, sondern auch auf ein nachhaltiges Leben und unser spirituelles Wohlbefinden? 

 

"Only together we can make a change!"

Aufmerksamkeit schaffen, das ist Aufgabe der #VoicesOfChange Jugendredaktion von Südwind. Ein großes Anliegen der Jugendredaktion war es, die Komplexität der Klimakrise aufzuzeigen. Dahingehend war es ihnen wichtig, eine intersektionale Perspektive einzunehmen, um die vielschichtigen Probleme der Krise beleuchten zu können. Dazu wurde beispielsweise auf das Thema Klima und Gender näher eingegangen und verdeutlicht, weshalb Frauen überproportional stark von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. Ihre Botschaft: “Only together we can make a change!” Als junge Österreicherinnen und Österreicher haben die Mitglieder der Jugendredaktion, volle Solidarität mit den Menschen ausgedrückt, die von Katastrophen betroffen sind, und den Verlust ihrer Häuser, Familien und Gemeinschaften erleben müssen. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass junge Menschen eine wichtige Rolle bezüglich der Klimagerechtigkeit spielen und wie wichtig es daher ist, auch ihnen eine Stimme zu geben. Aus diesem Grund fordern sie ausreichende Bildung und Chancengleichheit, in der sich junge Menschen entfalten können, denn das sei ein wichtiger Schlüssel zum Klimaschutz.  

 

Ein erster Schritt in Richtung Veränderung ist, Vereinbarungen wirklich umzusetzen und den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Demokratie zu verstehen. Wir brauchen Demokratie, um die Klimakrise zu stoppen. Denn: Wenn die Unterdrückung weitergeht wie bisher, müssen wir die Welt für alle retten. Sarah Walker sagt dazu, dass diese Problematiken eine Frage der Menschenrechte und des Zugangs und der Nutzung von Land seien. Es brauche neue Strukturen und einen Rahmen für die Projektierung von Mobilität, aber gleichzeitig auch eine Verstärkung bereits bestehender hochrangiger Verpflichtungen und Mechanismen. Mehr noch: Die Staaten müssen sich endlich ihrer Verantwortung bewusst werden und zur finanziellen Unterstützung der am meisten Betroffenen beitragen.