Millionen von Menschen auf der ganzen Welt schuften unter schrecklichen Arbeitsbedingungen für die Herstellung von Lederbekleidung, Schuhen und Accessoires.
Eine besonders wichtige Drehscheibe für die Lederverarbeitung ist Südasien. In Indien, Pakistan und Bangladesch sind etwa 3 Millionen Arbeiter:innen in der Lederwertschöpfungskette tätig, zu der Gerbereien, kleine Lederwerkstätten, Heimarbeitsplätze sowie große und kleine Bekleidungs-, Schuh- und Lederwarenfabriken gehören. Wichtige Produktionszentren sind die Bezirke Vellore und Chennai in Tamil Nadu, Indien, der Großraum Karatschi in Pakistan und der Großraum Dhaka in Bangladesch.
Untersuchungen in diesen Produktionszentren zeigen, dass die Rechte der Arbeitnehmer:innen systematisch verletzt werden, dass sie mit arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben und von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind.
Verstöße gegen die Arbeitsrechte
Die Rechte der Lederarbeiter:innen werden systematisch missachtet. Viele Arbeiter sind gezwungen, Überstunden zu machen. Die Löhne der Lederarbeiter liegen oft weit unter den Lebenshaltungskosten. Da sie nicht in der Lage sind, Miete, Lebensmittel und Arztkosten zu bezahlen, nehmen sie Kredite bei ihren Arbeitgeber:innen oder Kredithaien auf. Dies führt zu weiteren Problemen. Kinderarbeit ist in der gesamten Branche weit verbreitet. Um das Familieneinkommen aufzubessern, brechen Kinder vielfach die Schule ab.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeitnehmer:innen in diesem Sektor nicht die grundlegenden Rechte der Vereinigungsfreiheit und der Tarifverhandlungen genießen, die ihnen helfen würden, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Unsichere Arbeitsbedingungen
In der Gerbereiindustrie in Bangladesch, Pakistan und Indien kommen häufig gefährliche Chemikalien zum Einsatz, darunter auch die Chemikalie Chrom, die intensiv genutzt wird. Die Arbeit mit dieser giftigen Substanz führt zu ernsthaften Gesundheitsproblemen, wie Atemwegserkrankungen und lästigen Hautinfektionen. Der Einsatz unsicherer schwerer Maschinen und das Fehlen angemessener Schutzausrüstungen, insbesondere in Zeiten des Coronavirus, tragen zur Gefährdung der Arbeiter:innen bei.
Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Kaste
Lederarbeiter:innen können von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung aufgrund von Klasse, Kaste, Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder Religion betroffen sein. Zu den gefährdeten Gruppen, die unter sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung leiden, gehören insbesondere weibliche Arbeitnehmer, Dalits und Muslime, Migranten und Heimarbeiter.
Auswirkungen der Coronavirus-Krise
Die Coronavirus-Pandemie hat den Kontext und die Umstände in der globalen Lederlieferkette verändert. Infolge der Pandemie wurden internationale Aufträge storniert, Gerbereien und Fabriken geschlossen und Lederarbeiter:innen entlassen, oft ohne jegliche Entschädigung oder Einkommensquelle. Die am meisten gefährdeten Arbeitnehmer:innen sind am stärksten betroffen. Ohne zusätzliche Unterstützungspakete und Lebensmittelrationen wären sie nicht in der Lage zu überleben.