Bislang nur eine Vision

Wahrscheinlich haben Sie die obenstehenden Informationen mit einer gewissen Skepsis gelesen. Zurecht: Noch ist es nicht so weit! Wir haben diese Vision von einem autofreien und klimafreundlichen Graz formuliert, um zum Nachdenken anzuregen. Darüber, wie die Verkehrssituation in Graz besser sein könnte und was sich dafür verändern müsste.

Denn...

fast ein Viertel aller Treibhausgas-Emissionen in Graz sind laut dem 2019 veröffentlichten Treibhausgasbudget auf den Verkehr zurückzuführen, der Löwenanteil auf den PKW-Verkehr. Das zeigt, dass Graz aktiv werden muss, um ein gesundes Klima und die Ziele rechtzeitig zu erreichen. Der Verkehr ist hierbei ein wichtiger Ansatzpunkt, bei dem zeitnah eine deutliche Verbesserung erzielt werden könnte, denn Autos sind die Hauptursache für die Luftverschmutzung in Städten.

 

 

Was wäre dann anders?

Quelle: Megaphon

Wäre Graz autofrei, dann...

  • wären die Durchfahrtsmöglichkeiten für Autos stark unterbunden und der Verkehr beruhigt.
  • die Luftqualität in der Stadt würde sich deutlich verbessern und die Lärmbelastung reduziert werden.
  • hätte das nicht nur positive Auswirkungen auf das Klima, sondern auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen.
  • würden verkehrsbedingte Unfälle reduziert und die Stadt sicherer.
  • könnte der Platz, den zuvor parkende sowie fahrende Autos eingenommen haben, anderweitig z.B. für zusätzliche Grünflächen und Naherholungsgebiete genutzt werden.
  • wäre ein offeneres, freundlicheres und inklusiveres Zusammenleben in der Stadt möglich.

    Wäre das nicht toll?

 

Warum brauchen wir Visionen?

Laut Harald Welzer, Sozialpsychologe und prominentester Vertretern einer Transformationswissenschaft ist die Umsetzung ganz konkreter Visionen deshalb so wichtig, weil sie Geschichten gelingender Verbesserungen der Welt sind und damit wiederum Vorbild für andere (Städte) sein können. Es eröffnen sich neue Handlungsräume und dem typischen "Aber das geht doch alles nicht" kann mit einem selbstbewussten "Geht doch" entgegnet werden. In diesem Interview können Sie mehr dazu erfahren.

Wir sind übrigens nicht die einzigen, die sich mit der Vision eines autofreien Graz beschäftigt haben. Leo Kühber-ger (österreichischer Historiker, Kultur-anthropologe und Journalist) beispiels-weise nimmt uns in seiner Erzählung "2050 - Als die Autos die Stadt verlas-sen hatten", die im Rahmen der Steiermark Schau 2020 entstanden ist, auf einen kleinen Spaziergang rund um den Volksgarten mit.

 

 

Was sagen Expert*innen dazu?

Die Vision von einem autofreien Graz - was sagen die Expert*innen dazu? Wir haben mit Dr. Mag. Ulrike Gelbmann vom Institut für Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Graz gesprochen.

Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele

Visionen wie die von autofreien Städten stellen keine utopischen Fantasien dar, sondern zeigen auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen.

Österreich hat sich unter anderem mit der Unterzeichnung der “Agenda 2030” der Vereinten Nationen im Jahr 2015 zu der Erfüllung der Sustainable Development Goals (SDGs) der UN verpflichtet.

Insgesamt wurden mit der “Agenda 2030” 17 SDGs aufgestellt, die jeweils ein übergeordnetes Ziel in Bezug auf Nachhaltigkeit thematisieren. Das SDG 11 bezieht sich dabei auf den Bereich nachhaltige Städte und Gemeinschaften. Inhalt dieses Zieles sind z.B. die Erweiterung öffentlicher Verkehrsnetzwerke sowie inklusive und leichter zugängliche Grünflächen und öffentliche Räume.

Die UN-Statistik bezüglich der SDGs zeigt, dass im Jahr 2016 die durchschnittliche Feinstaubbelastung in Österreich bei 13,1 mg/m³ lag. Das überschreitet die von der WHO gesetzte Gesundheitsgrenze von 10 mg/m³ deutlich (siehe Grafik).

Quelle: UNO

MoVe iT Initiative

Einige Ansätze unserer Vision für ein autofreies Graz beruhen auf dem Mobilitätsplan der Initiative MoVe iT. Dieser beinhaltet konkrete Forderungen, welche mit verschiedenen Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik erarbeitet wurden und zeigt, dass die notwendige Infrastruktur für eine nachhaltigere Mobilität in Graz bereits großteils vorhanden wäre.

Tristan Schachner von der Initiative MoVe iT erklärt im folgenden Interview, wie ein “autofreies” Graz aussehen würde und welche Auswirkungen so eine Veränderung hätte. Er erläutert, dass es bei einer solchen Vision nicht darum geht, alle Autos aus der Stadt zu verbannen. Vielmehr sei das Ziel, eine verkehrsberuhigtere Stadt und einen verbesserten Zugang zu umweltfreundlichen Mobilitätsalternativen zu schaffen.

Die Stadt soll nach wie vor für alle funktionieren, auch für Autofahrer*innen, nur besser und nachhaltiger. Tristan Schachner spricht davon, dass etwa 10% des Autoverkehrs nicht ersetzbar sein werden. Dieser Anteil wird also auch in einem verkehrsberuhigteren Graz vorhanden sein, doch der Verkehr wäre deutlich flüssiger.

Tristan Schachner über den MoVe iT-Mobilitätsplan

Mit dieser "Vision von einem autofreien Graz" beschäftigten sich Studierende der Universität Graz. Anlass war ein Klimaprojekt, das in Kooperation mit Südwind Steiermark durchgeführt wude. Ziel war es, positive Assoziationen dafür zu wecken, wie ein autobefreiteres und im Sinne der Umsetzung des SDG 11 nachhaltigeres Graz aussehen könnte.